75. Computer-Jubiläum: Digitalkonferenz ehrt Konrad Zuse
Berlin (dpa) - Berlin will sich wieder als eine Hauptstadt der digitalen Entwicklung positionieren.
Zum Jubiläum der Vorstellung des ersten programmierbaren Computers Z3 von Konrad Zuse vor 75 Jahren brachte die Digitalkonferenz „The digital Future“ in der Hauptstadt Wissenschaftler aus aller Welt und talentierten Nachwuchs sowie Vertreter aus der Politik zusammen.
Auch heute müssten von Berlin aus wieder internationale Impulse ausgehen, forderte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag zur Eröffnung der Konferenz. Nach Krieg, Mauerbau und Fall der Mauer knüpfe die Stadt heute wieder an alte Erfolge an. „Die Internationalität Berlins ist ein Standortfaktor.“ Alle 20 Stunden werde heute hier ein Unternehmen gegründet.
Vor genau 75 Jahren hatte Konrad Zuse mit der Erfindung des Z3 in Berlin einen Grundstein für das Computerzeitalter gelegt. Mit dem Z3 habe eine Revolution begonnen, die bis heute andauere, sagte Christof Schütte, Präsident des Zuse Instituts. Heute rechneten Computer allerdings rund eine Milliarde Mal schneller als die Erfindung von Zuse.
Ebenfalls in Berlin setzte vor hundert Jahren der Physiker und Universalgelehrte Albert Einstein mit seiner allgemeinen Relativitätstheorie ebenfalls einen Meilenstein in einer Revolution, die bis heute nahezu alles verändert habe, sagte Ed Seidel, Direktor des National Centers for Supercomputing Applications.
Computer können inzwischen selbst komplexes Leben simulieren. Aktuell sei ein iPhone 6 etwa 1500 Mal schneller als der erste Supercomputer „Era Cray-1“ aus den 80er Jahren, sagte der britische Wissenschaftler Tony Hey, der bis 2014 im wissenschaftlichen Bereich von Microsoft gearbeitet hatte. Aber vor allem der Austausch und die Analyse von großen Datenmengen trieben heute die Forschung an. In der amerikanischen Nationalbibliothek für Medizin könne zum Beispiel jeder Informationen abrufen und hinzufügen. Viele Dinge wie die Genomforschung, die Erforschung der Ozeane oder die Suche nach Heilmitteln für Krankheiten wie Krebs seien ohne die verfügbare Rechenleistung und die riesigen Datenbestände nicht denkbar.
Dabei könnte die Entwicklung zum Teil auch der Bequemlichkeit geschuldet gewesen sein. Konrad Zuse habe sich selbst immer wieder gern als „Bummelstundent“ beschrieben, berichtete der Mathematiker Yannis Kevrekidis von der Princeton University. Und er habe Berlin mit seinen vielen Möglichkeiten geliebt. Nur die mathematischen Aufgaben hielten ihn davon ab, das Stadtleben zu genießen. Möglicherweise seien deshalb die Algorithmen erfunden worden, „damit man nicht mehr alles selbst berechnen musste“.