Betrüger ködern mit Aussicht auf Facebook-Aktien
New York (dpa) - In die stockenden Börsengänge von Internet-Unternehmen kommt wieder Bewegung. Nach dem großen Debüt von Groupon will das US-Bewertungsportal Yelp 100 Millionen Dollar bei Anlegern einsammeln.
Der kleinere Konkurrent Angie's List bekam bei seinem Börsendebüt am Donnerstag bereits eine Bewertung von 800 Millionen Dollar. Der Appetit der Anleger auf Internet-Aktien lockt unterdessen auch Betrüger an. US-Behörden hoben eine falsche Investmentfirma aus, die damit lockte, Anteile an Facebook und anderen Online-Unternehmen zu besitzen und sie bei einem Börsengang versilbern zu können. Mit dieser Masche sollen sie mindestens zwölf Millionen Dollar eingesammelt haben.
Dabei warben die Betrüger mit den Namen praktisch aller Internet-Unternehmen, über deren Börsengang zuletzt spekuliert wurde. Neben dem weltgrößten Online-Netzwerk Facebook waren es den Angaben zufolge unter anderem der Kurznachrichten-Dienst Twitter, der Onlinespiele-Spezialist Zynga und die Schnäppchen-Website Groupon, die jüngst an die Börse ging. In Wirklichkeit hätten sie nie Anteile an den Firmen besessen, hieß es in Unterlagen der Börsenaufsicht SEC und der New Yorker Staatsanwaltschaft. Der Kopf der Gruppe habe das eingesammelte Geld für Privatjets, Luxusautos, Schmuck und Kunstgegenstände ausgegeben.
2011 hatte zunächst nach einem großartigen Jahr für Internet-Börsengänge ausgesehen. Das Karriere-Netzwerk LinkedIn und das Online-Radio Pandora starteten mit massiven Kursaufschlägen am Markt. Doch dann dämpften kamen die Finanzmarkt-Turbulenzen und die schwache US-Wirtschaft die Euphorie. So verzögerte sich der Börsengang des Schnäppchen-Portals Groupon um Monate. Dass Groupon jüngst trotz anhaltender Zweifel am Geschäftsmodell doch noch einen triumphalen Marktstart erlebte, scheint auch anderen Börsen-Aspiraten aus der Online-Wirtschaft Mut zu machen.
Yelp machte bis auf die angestrebte Größenordnung von 100 Millionen Dollar keine weiteren Angaben, aus denen sich ein Firmenwert berechnen ließe. Er wird von Marktexperten bisher bei einer bis zwei Milliarden Dollar gesehen. Bei dem US-Portal können Nutzer Restaurants und Bars bewerten, in Deutschland bietet etwa Qype eine ähnliche Plattform an. Yelp steckt noch wie viele andere Online-Firmen in roten Zahlen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres gab es einen Verlust von 7,6 Millionen Euro bei Umsätzen von 58,4 Millionen. Pro Monat besuchen im Schnitt gut 60 Millionen Nutzer die Website.
Ein schwieriges Verhältnis hat Yelp mit Google. Das Portal warf dem Internet-Riesen vor, unfairerweise von seinem Geschäft zu profitieren, weil Google für seine lokalen Dienste auf frei im Netz verfügbare Yelp-Bewertungen zurückgriff. Zugleich räumt Yelp ein, dass mehr als die Hälfte der Besucher über Google auf die Plattform kommt. 2009 wollte Google Yelp sogar kaufen, inzwischen übernahm der Suchmaschinen-Primus stattdessen den ähnlich arbeitenden Restaurant-Führer Zagat.
Bei Angie's List können Nutzer verschiedene Dienstleister oder auch Ärzte bewerten. Die Firma hat rund eine Million Nutzer in den USA und nimmt eine monatliche Gebühr von wenigen Dollar. Zum Ausgabepreis war Angie's List rund 720 Millionen Dollar wert, mit dem Kursanstieg am ersten Tag erreichte der Börsenwert rund 800 Millionen Dollar.