Bitkom-Studie Deutschland hinkt bei Rechenzentren hinterher
Berlin · Anwendungen Künstlicher Intelligenz lassen den Bedarf an Rechenzentren steigen. Der Ausbau findet aber vor allem in den USA und China statt, nicht in Deutschland. Dafür gibt es mehrere Gründe.
In Deutschland entstehen immer mehr und immer größere Rechenzentren - mit dem Wachstum in Ländern wie den USA und China kann die Branche aber bei weitem nicht mithalten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Borderstep-Instituts, die vom Digitalverband Bitkom in Auftrag gegeben wurde.
Während der Server-Bestand in Deutschland von 2,4 Millionen Stück aktuell 2,5 Prozent der weltweiten installierten Basis ausmacht, lag dieser Anteil vor zehn Jahren noch bei 3,5 Prozent. Die Leistung von Rechenzentren, die in Watt gemessen wird, zeigt der Studie zufolge den Rückstand vor allem gegenüber Vorreiter-Nationen wie USA und China ebenfalls sehr deutlich: Aktuell verfügen demnach die Rechenzentren hierzulande über eine IT-Anschlussleistung von 2,7 Gigawatt, im Jahr 2030 werden es voraussichtlich 4,8 Gigawattsein. Demgegenüber verfügen die Vereinigten Staaten mit aktuell 48 Gigawatt und im Jahr2030 rund 95 Gigawatt über etwa zwanzigmal mehr Kapazitäten als Deutschland.
„Rückgrat der Digitalisierung“
„Rechenzentren sind das Rückgrat der Digitalisierung. Kaum ein Unternehmen oderPrivathaushalt kommt ohne die Leistungen von Rechenzentren aus, auch die öffentlicheVerwaltung ist ohne Rechenzentren nicht mehr arbeitsfähig“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. In den USA würden jedes Jahr zwei- bisdreimal so viele Kapazitäten neu zugebaut, wie in Deutschland überhaupt installiert sind.„Es ist höchste Zeit gegenzusteuern. Ohne Rechenzentren keine digitale Souveränität“, sagte Rohleder.
In Deutschland stehen besonders viele Rechenzentren in Hessen, vor allem wegen Europas größtem Netzwerkknoten in Frankfurt, DE-CIX. Im Rhein-Main-Gebiet bündeln sich rund 1.050 Megawatt (MW) IT-Anschlussleistung, was mehr als einem Drittel der Gesamtleistung in Deutschland entspricht. In dieser Region erwartet man das größte Wachstum; aktuelle Pläne sehen 1.800 zusätzliche MW vor. Laut der Studie entwickelt sich auch Berlin-Brandenburg zu einem wichtigen Rechenzentrumsstandort, bleibt jedoch weit hinter Frankfurt. Rund um die deutsche Hauptstadt gibt es derzeit 140 MW IT-Leistung, weitere 900 MW sind geplant. Auch das Rheinland gewinnt an Bedeutung, ebenso die Großräume München und Hamburg.
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