Döpfner für Kompromiss im App-Streit mit ARD und ZDF
Berlin (dpa) - Im Streit zwischen den Zeitungsverlegern und den öffentlich-rechtlichen Sendern um die „Tagesschau“-App und andere digitale Angebote hat Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner einen Kompromiss vorgeschlagen.
Bewegtbilder und Audiobeiträge sollten ARD und ZDF uneingeschränkt und kostenlos online verbreiten dürfen. Zusatzangebote mit Text wie sie etwa auch die Printmedien ins Netz stellen, sollten die Sender dagegen nur kostenpflichtig zu marktüblichen Preisen anbieten dürfen, sagte Döpfner auf der Medienwoche der Internationalen Funkausstellung (IFA) am Montag in Berlin.
Damit würde eine klare Trennlinie zwischen den bereits durch die Gebühren bezahlten TV- und Hörfunkinhalten sowie zusätzlichen Textbeiträgen gezogen. Mit einer solchen klaren Regelung könnte die „friedvolle Koexistenz“ von Privaten und Öffentlich-Rechtlichen im Internet auf Dauer gesichert werden, sagte der Vorstandsvorsitzende des Medienhauses Axel Springer („Bild“, „Die Welt“).
Die deutschen Zeitungsverleger hatten im Juni eine Wettbewerbsklage gegen die kostenlose „Tagesschau“-App der ARD eingereicht. Diese sei zu textlastig und mache den Verlagen somit zu sehr Konkurrenz, argumentieren sie. Apps sind Anwendungen, mit denen Internetinhalte wie „tagesschau.de“ auf einfache Weise mit Smartphones und Tablet-Computern genutzt werden können.
Anders als die „Tagesschau“-App wurde die neue Mediathek-App des ZDF, mit der Sendungen und Filme des Senders auf mobilen Endgeräten angeschaut werden können, von den Verlegern begrüßt. Diese sei ein positives Beispiel für eine einvernehmliche Lösung. „Wenn nach diesem Modell künftig alle öffentlich-rechtlichen Angebote auf Tablets und Smartphones gestaltet werden, dann ist der Konflikt zwischen Verlagen und den Rundfunksendern gelöst“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolff.
RBB-Intendantin Dagmar Reim betonte dagegen auf der Medienwoche, die „Tagesschau“ gehöre zu den Kernaufgaben der ARD. Ein Kompromiss könne nicht sein, für die „Tagesschau“ Geld zu verlangen. Text, Bild und Ton seien im Internet untrennbar. Der ZDF-Programmdirektor und designierte Intendant Thomas Bellut betonte, Sinn des öffentlich-rechtlichen Netzangebots sei nicht, den Qualitätsjournalismus der privaten Medien zu verhindern. Es werde für den Konflikt eine Lösung geben, sobald das „Schlachtgetöse“ beendet sei.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) betonte, auch ARD und ZDF müssten angemessene Entwicklungsmöglichkeiten in der digitalen Welt haben. Private Medien benötigten aber Spielraum für erfolgreiche Marktentwicklungen.