Studienergebnis Hass im Netz breitet sich weiter aus
Düsseldorf (dpa) - Hetze und Hass breiten sich einer Studie zufolge im Internet weiter aus. 78 Prozent der Internetnutzer gaben bei einer aktuellen Befragung an, bereits mit Hasskommentaren konfrontiert worden zu sein.
Das waren elf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (2017: 67 Prozent).
Die neue Forsa-Studie ist im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW entstanden. Das Ergebnis ist stark altersabhängig: Von den 14- bis 24-Jährigen haben sogar bereits 96 Prozent Hasskommentare wahrgenommen. 39 Prozent der Befragten haben den Eindruck, dass die Hasskommentare im Internet die sachlichen Beiträge überwiegen. Gleichzeitig stieg die Zahl derjenigen, die aktiv gegen Hasskommentare vorgehen.
Unverändert stabil blieb die Zahl der „kleinen, lauten Minderheit“, die die Hasskommentare verfassen: Ein Prozent der Befragten räumt dies selbst ein.
„Die Ergebnisse zeigen, dass wir viel Hetze, aber wenige Hetzer im Netz haben. Dies zeigt uns aber auch, dass es eine Chance gibt, den zunehmenden Hass im Internet in den Griff zu bekommen“, so Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW.
Für die repräsentative Studie wurden 1008 private Internetnutzer im Alter ab 14 Jahren zwischen dem 1. bis 8. Juni 2018 befragt.
Eine weitere veröffentlichte Studie des Londoner Instituts für strategischen Dialog und der Initiative „ichbinhier“ weist auf einen Wandel rechtsextremer Hass-Kampagnen hin. Die Studie basiert auf der Analyse von mehr als 1,6 Millionen Beiträgen auf Facebook zwischen Februar 2017 und Februar 2018.
So sei die Anzahl offensichtlich rassistischer, antimuslimischer und antisemitischer Beiträge zurückgegangen, aber koordinierte Hass-Kampagnen seien dafür nun dreimal häufiger anzutreffen. Die Zahl der Beiträge aus dem rechtsextremen Spektrum sei von 90.000 auf 300.000 im Monat gestiegen. Dahinter stecke etwa die vom Verfassungsschutz beobachtete Identitäre Bewegung.
Ihr Ziel sei es, mit Hasskampagnen eine scheinbare Mehrheitsmeinung zu erzeugen und die Deutungshoheit zu übernehmen. Zu ihren taktischen Mitteln gehörten Fake-Profile, die zeitgleich für Kampagnen und Shitstorms eingesetzt werden, das koordinierte Kapern von sogenannten Hashtags und das Fluten von Kommentarspalten reichweitenstarker Medien mit Hasskommentaren.
„Alle Shitstorms, die wir seit Beginn des Jahres bis heute analysiert haben, weisen dieselben Muster und dieselbe Gruppe an Beteiligten auf“, sagte ein an der Studie beteiligter Datenanalyst. Durch tausendfaches Teilen, Liken und Wiederholen werden die Themen zu vermeintlichen Topthemen hochgepusht.