Hören und gehört werden - So funktionieren Podcasts
Berlin/München (dpa/tmn) - Der große Podcast-Hype mag vorbei sein. Doch der Siegeszug der Smartphones verleiht den hausgemachten Audio- oder Videobeiträgen aus dem Netz neuen Rückenwind. Podcasts selber produzieren ist nicht schwer - aber man sollte etwas zu sagen haben.
Die Bezeichnung Podcast leitet sich zwar ursprünglich von Apples iPod-Player ab. Doch Podcasts kann man natürlich auch mit Computer, Notebook, Tablet, MP3-Player oder Smartphone anhören oder anschauen. „Bei Podcasts handelt es sich um in der Regel kostenlose Medieninhalte, die sich online abrufen lassen“, erklärt Fabio Bacigalupo, der seit acht Jahren das Verzeichnis Podcast.de betreibt.
Etwa 80 Prozent des Angebots seien Audio-Podcasts, weil die sich anders als Videos meist schneller und günstiger produzieren ließen. „Wichtig ist, dass man den Podcast abonnieren kann, denn das Abo macht den Podcast im Grunde erst zum Podcast“, sagt Bacigalupo. Das Abo lässt sich mit Podcatcher-Software realisieren, die den Newsfeed der Podcast-Seite auf neue Beiträge prüft und diese herunterlädt.
Der Podcast-Boom begann 2004. „Damals wurden schnelle Internetverbindungen flächendeckend ausgebaut, die Ausstattung für Audioaufnahmen war erschwinglich. Es gab also die technischen Möglichkeiten, die Inhalte sowohl zu erstellen, als auch regelmäßig abzurufen“, sagt Tobias Arns, Bereichsleiter Social Media und Mobile beim IT-Branchenverband Bitkom in Berlin. „Da jeder Empfänger auch zum Sender werden kann, wurden mit Podcasts ähnliche Hoffnungen verbunden wie einst beim aufkommenden Radio.“ Mittlerweile habe sich das Prinzip des Podcasts aber etwas überlebt. „Die Funktionen gehen mittlerweile häufig in Social-Media-Plattformen auf.“
Doch auch wenn die anfängliche Euphorie etwas nachgelassen hat: „Jetzt fängt das gerade wieder an“, glaubt Bacigalupo. „Das liegt an der weiten Verbreitung von Mobilgeräten wie den Smartphones und den mobilen Internetflatrates, denn damit kann man sich Podcasts auch unterwegs runterladen und gleich anhören.“
Das Angebot an Podcasts ist groß. „In Deutschland allerdings längst nicht so uferlos wie im englischsprachigen Raum, sondern mit wenigen tausend Podcasts recht überschaubar“, sagt die Journalistin und Podcasterin Larissa Vassilian alias Annik Rubens aus München. „Es ist aber trotzdem auch viel Schrott da draußen, weil jeder seine Podcasts online stellen kann. Ich habe immer Angst, dass sich jemand, der sich noch nicht mit Podcasts beschäftigt hat, einfach wahllos herumklickt und nichts Interessantes findet.“
Abschrecken lassen sollte man sich von der Vielfalt allerdings nicht. Orientierungshilfe bieten verschiedenste Verzeichnisse. „iTunes ist sicher das ausführlichste Podcast-Verzeichnis, aber dafür muss die entsprechende Software heruntergeladen werden“, erklärt Vassilian, die ihre Favoriten auf der Seite 99podcasts.de vorstellt.
Bei Podcasts muss man es aber nicht beim Zuhören oder Zuschauen belassen. Man kann ohne großen Aufwand selber veröffentlichen und einen eigenen Kanal aufmachen. „Wichtig ist, dass man ein Thema hat und mit Enthusiasmus an die Sache herangeht“, findet Bacigalupo. „Mal sind es Gespräche von mehreren Leuten, mal berichtet ein einzelner über sein Thema.“ Ein Podcast bedarf dabei keiner starren Form, sondern kann jeden Tag, jede Woche anders sein, sagt der Experte. „Wenn es scheitert, dann liegt es oft am fehlenden Durchhaltevermögen, den Podcast regelmäßig zu produzieren.“
An den technischen Voraussetzungen liegt es hingegen kaum. „Man braucht nicht unbedingt eine große technische Ausstattung“, sagt Vassilian, die 2005 Podcasterin der ersten Stunde war. „Ein Laptop mit eingebautem Mikrophon oder ein iPhone kann schon völlig ausreichend sein.“ Schneiden lassen sich Audio-Podcasts zum Beispiel mit der kostenlosen Software Audacity. Wichtig: Die Aufnahme sollte nicht so rauschen und knacken, dass sie niemand anhören mag.
Für die Verbreitung braucht man etwas Webspace für eine eigene Website. Und man sollte sich in Verzeichnisse eintragen lassen. Letzteres ist laut Bacigalupo zwar kostenlos, aber es gibt unterschiedliche Vorgaben. „Bei iTunes braucht man beispielsweise auf jeden Fall ein Logo, es muss mehr als eine Folge geben, und die Podcasts werden technisch überprüft“, erklärt der Podcast-Experte. „Bei Podcast.de ist die einzige Vorgabe, dass der Podcast inhaltlich nicht gegen bestehende Gesetze verstößt.“ Sonst steht einer Karriere als Podcaster nichts im Weg - vorausgesetzt, man hat etwas zu sagen.