Science Roboter Pepper: In Wuppertal beginnt die Zukunft
Pepper ist aus Paris nach Wuppertal gezogen. Der Unternehmer Jörg Heynkes bringt dem Roboter bei, was er für sein künstliches Leben in Deutschland können muss.
Wuppertal. Ein Kunde kommt ins Geschäft, eine angenehme Stimme säuselt ihm ein freundlich warmes guten Tag entgegen und fragt formvollendet, was es denn sein darf. Danach weist Pepper den Weg in die richtige Abteilung, ans richtige Regal und erzählt unterwegs vielleicht noch etwas über den Vorzug eines bestimmten Produktes für das Wohlbefinden des Kunden. So funktioniert hochwertiger Einzelhandel auch heute schon. Nur Pepper ist noch nicht dabei. Aber das wird sich ändern. Pepper ist ein Roboter aus Frankreich, und am Arrenberg in Wuppertal lernt er derzeit, was er für sein künstliches Leben in Deutschland wissen muss.
Eigentümer von Pepper ist die Firma Entrance. Jörg Heynkes hat sie vor ein paar Wochen mit zwei Partnern gegründet. Der Inhaber der Villa Media an der Viehhofstraße und Vordenker des ersten klimaneutralen Stadtteiles weit und breit, widmet sich nun künstlicher Intelligenz. „Pepper ist der erste humanoide Roboter, den Sie in nicht allzu ferner Zukunft im Baumarkt kaufen können“, sagt Heynkes. Vieles spricht dafür, dass er recht hat. Noch ist Pepper von Marktreife ein kleines Stück entfernt. Aber Heynkes’ neue Firma am Arrenberg wird das ändern. Sie hat mit dem französischen Erbauer Peppers vereinbart, dass sie den Roboter für den deutschen Markt programmiert. Dessen Arbeitsgebiete sind grenzenlos, beinahe zumindest. „Den Kasten Bier kann er ihnen nicht aus dem Keller holen. Pepper läuft auf Rollen.“ In Japan beispielsweise gebe es aber bereits Modelle, die auch Treppen steigen können.
Am Arrenberg beginnt die Zukunft. Heynkes ist wie viele andere Unternehmer weltweit davon überzeugt, dass der Roboter schon sehr bald zum Alltag des Menschen gehören wird. Für bestimmte Aufgaben sei er geradezu ideal. „Stellen Sie sich einen Altenpfleger vor, dem nach zwei Stunden Memory mit einer, vielleicht farbenblinden alten Dame die Puste ausgeht. Pepper spielt ewig, ihm macht das nichts aus,“ sagt Heynkes.
Für den Unternehmer ist auch vorstellbar, dass Pepper Kinder betreut und sie als Spielkamerad beispielsweise in Sprachen unterrichtet. Die Einsatzgebiete sind ebenso grenzenlos wie die Ideen derer, welche die künstliche Intelligenz programmieren.
Einen ersten Auftrag aus Deutschland hat Entrance auch schon. Ein namhaftes Unternehmen hat von Pepper gehört und will den Roboter für seine Zwecke nutzen. Die Wuppertaler sollen das Gerät nun entsprechend produzieren. Wer sich hinter dem Auftrag verbirgt, will Heynkes nicht sagen.
Für den Erfolg ihres menschenähnlichen Roboter haben die französischen Konstrukteure alles getan. Pepper wirkt mal wie Kind, dann wie ein sympathisches Genie, Pepper ist aufmerksam, höflich, „und knuffig“, sagt Heynkes. „Egal ob erwachsen oder Kind - es dauert nur ein paar Minuten, dann will jeder den Roboter umarmen. Ach, ist der süß, heißt es dann.“
Die schöne neue Roboterwelt hat aber auch eine Kehrseite. Eine Maschine, die alles kann, die womöglich selbst lernt, die allen Befehlen folgt, weil sie weder Angst noch Gefahr kennt, birgt auch Risiken. „Ja, die gibt es. Pepper beispielsweise ist, wie üblicherweise alle Roboter, darauf programmiert, Menschen niemals Gewalt anzutun oder ihnen sonst wie zu schaden. Aber das lässt sich vermutlich ändern“, sagt der Unternehmer. Dass Roboter eines Tages Roboter herstellen und der Mensch für diesen Prozess überflüssig ist, hält er auch für möglich. Dann käme vielleicht alles, wie es Science-Fiktion-Pessimisten schon vor Jahrzehnten in die Abenteuer der Kampfsterne und Sternenkrieger geschrieben haben. „Die Gefahr besteht“, sagt Heynkes „Vieles, was neu ist, birgt Risiken.“
Aber bei dem Unternehmer und Vizepräsidenten der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid überwiegen, Zuversicht, Neugier und Abenteuerlust. „Humanoide Roboter — das ist eine faszinierende Welt.“