Mit Blitz und Stativ Wie man am besten bei wenig Licht fotografiert

Düsseldorf (dpa/tmn) - Der Himmel beginnt, sich golden zu färben, die Sonne verschwindet hinter dem Horizont. Doch wer seine Familie oder vorbeifliegende Vögel im Restlicht des Tages aufnehmen will, sieht nur verschwommene Konturen auf dem Foto.

Foto: dpa

Was tun? „Man hat bei wenig Licht die Wahl: entweder verwackelte Bilder oder Rauschen“, sagt die Düsseldorfer Fotografin Arianne Ruppel. Rauschen bedeutet, dass das Bild grobkörniger wird - und verwackelte Bilder kennt jeder.

Das sind zwei Extreme, doch sie zeigen gut, was beim Fotografieren bei wenig Licht wichtig ist. Bei schwindender Helligkeit lässt sich vorhandenes Licht durch längere Belichtungszeiten einfangen. Je länger der Verschluss beim Abdrücken geöffnet bleibt, desto mehr Licht trifft auf den Sensor, und desto heller wird das Bild. Der Nachteil: Bewegungen werden bei langen Belichtungen unscharf abgebildet. „Es gibt nie zu wenig Licht für die Kamera, sondern nur zu wenig Licht zum Stillhalten“, sagt Ruppel.

Ab Belichtungszeiten von länger als 1/60 Sekunden fällt es ohne Stütze schwer, die Kamera stabil zu halten, für bewegte Motive sind 1/160 Sekunden oder kürzer ratsam. Eine Faustregel für die Belichtungszeit aus der Hand ist, die Brennweite als Nenner im Bruch zu nehmen. Wenn man an seinem Zoomobjektiv mit einer Brennweite von 50 Millimetern fotografiert, bekommt man bis etwa 1/50 Sekunde ein scharfes Bild - bei Objektiven mit Bildstabilisation.

Der ISO-Wert ist das zweite Stellschräubchen. Es gilt: Je höher, desto lichtempfindlicher. Hohe ISO-Werte verursachen allerdings Bildrauschen, Fotos sehen dann grobkörniger aus. Ab welchem ISO-Wert das passiert, unterscheidet sich von Kamera zu Kamera. Manche Modelle rauschen schon ab ISO 800, andere erst jenseits der 6400. „Man sollte das vorher einmal im Wohnzimmer ausprobieren, die Kamera auf den Tisch legen und alle ISO-Stufen durchtesten“, rät Ruppel.

Bei wenig Licht spielt die Ausrüstung eine wichtigere Rolle als sonst. Wenn es dunkel wird, brauchen Hobbyfotografen mindestens ein Modell, bei dem sie Belichtungszeit und ISO-Wert manuell einstellen können. Es hilft auch ein lichtstarkes Objektiv, bei dem sie die Blende etwa bis zu einem Wert von 2,8 oder höher öffnen können. Notfalls könne man sich die Objektive ja leihen, rät Victoria Bonn-Meuser, Fotografin und Dozentin an der Berliner Fotoschule f/16. Allerdings sollte man die Blende nicht ganz öffnen - sonst wird nur ein winziger Bereich des Bildes scharf.

Auch ein Stativ verringert die Verwacklungsgefahr. „Das kommt aber eigentlich nur für nicht bewegte Motive infrage“, sagt Wolfgang Elster vom Deutschen Verband für Fotografie (DVF). Denn ein Stativ gleicht bei längeren Belichtungszeiten zwar zitternde Hände aus, tanzende Menschen oder fliegende Vögel bewegen sich aber natürlich weiterhin. Wer das als Stilmittel benutzen will und etwa verschwommene Scheinwerferspuren auf der Straße fotografieren möchte, ist mit einem Stativ aber gut bedient.

Gleiches gilt für Bilder von Mond und Sternen. Hier sind mindestens sechs Sekunden Belichtungszeit nötig. Wie lange belichtet werden soll, können Fotografen über die Bulb-Funktion an der Kamera einstellen. „Je realistischer das Bild aussehen soll, desto kürzer muss die Belichtungszeit sein“, sagt Bonn-Meuser. Zu lange Belichtung lässt den Nachthimmel eher bläulich als nachtschwarz erscheinen.

Und dann ist da noch die Frage: Blitzen oder nicht? Das muss man aus zwei Perspektiven sehen, sagt Fototrainerin Ruppel. „Was ist mein Hauptmotiv, was ist der Hintergrund?“ Da der interne Blitz nur wenige Meter weit reicht, kann man damit nur den Vordergrund aufhellen. Wer aber zum Beispiel ein Paar im Sonnenuntergang fotografieren will, könne den Hintergrund ruhig dunkel machen - die Farben kommen dann besser zur Geltung. Mit dem Blitz hellt man die Personen auf - sonst sieht man nur deren Silhouetten auf dem Foto.

Spielen können Fotografen auch mit der Belichtungskorrektur. „Ich stelle die oft auf -3, weil die Kamera helle Bereiche eher überbelichtet“, erklärt Fotografin Jana Groß, Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Fotografie (GfF). „Außerdem fotografiere ich alles im RAW-Format.“ Wenn das Bild doch einmal zu dunkel geraten ist, könne man es dann in der Nachbearbeitung am PC leichter aufhellen. Also: Keine Panik, wenn das Bild auf dem Display zu dunkel aussieht. „Man hat viel Ausschuss“, beruhigt Groß. Und auf dem PC sieht alles oft weniger dramatisch aus, als es am Anfang schien.