„King“ James bleibt auf dem „MVP“-Thron
Miami (dpa) - Die Ehrung war wieder einmal so richtig nach dem Geschmack von LeBron James. Der Superstar von Meister Miami wurde bereits zum vierten Mal zum wertvollsten Spieler (MVP) der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA gewählt.
Trainer, Kollegen und Offizielle feierten ihn, danach hatte der Überflieger der Heat die Bühne ganz allein für sich. „Mein ultimatives Ziel ist es, Meister zu werden. Deshalb habe ich hier 2010 unterschrieben - und nicht, um MVP-Trophäen zu gewinnen“, betonte James bei seiner Dankesrede in der American Airlines-Arena von Miami.
Seine Mitspieler und Trainer Erik Spoelstra verfolgten die Zeremonie leger in T-Shirts und Shorts, der King hingegen war dem Anlass entsprechend festlich gekleidet - dunkler Anzug, weißes Hemd, blaue Krawatte. Kritiker mögen ihm übelnehmen, dass er bei seiner Ansprache beide Hände in den Hosentaschen hatte, aber James hat längst gelernt, mit den Neidern zu leben. Er bedankte sich artig bei den abstimmenden Medien und bei Mutter Gloria Marie, die ihn in Akron/Ohio einst ohne Vater aufgezogen hatte. „Ich habe nie gewusst, dass wir ohne viel Geld aufwuchsen, in einer Gegend, die wir schlichtweg Ghetto nannten. Denn du hast das alles von mir ferngehalten. Ich hatte nie das Gefühl, unterprivilegiert zu sein“, sagte James mit Blick auf seine Mutter, die in der ersten Reihe sichtlich mit den Tränen kämpfte.
Der 28-Jährige ist damit endgültig in den elitären Kreis der absoluten NBA-Stars aufgestiegen. Ausnahmespieler wie Kobe Bryant, Earvin „Magic“ Johnson, Tim Duncan oder Larry Bird haben zwar in ihren glorreichen Karrieren mehr Meistertitel gewonnen als James, aber keiner von ihnen wurde mindestens viermal MVP. Dies hatten in der NBA-Historie zuvor nur Kareem Abdul-Jabbar (6), Michael Jordan, Bill Russell (beide je 5) und Wilt Chamberlain (4) geschafft. Doch niemand von ihnen war erst 28 Jahre alt, als ihm zum vierten Mal die Maurice Podoloff-Trophy überreicht wurde.
Mehr noch: Wie einst Boston Celtics-Legende Russell holte James die vier Trophäen innerhalb von nur fünf Jahren. „Ich wünschte, wir hätten 15 dieser Trophäen, denn ich gehöre zu einer großartigen Gruppe von Leuten, die es mir erlauben, MVP zu sein. Ohne meine Mitspieler wäre dies nicht möglich gewesen“, so James.
Wie schon beim Votum vor zwölf Monaten kam Kevin Durant (Oklahoma City Thunder) in der Abstimmung auf Platz zwei, Carmelo Anthony (New York Knicks) wurde Dritter. „Hut ab vor LeBron. Er hat eine unglaubliche Saison gespielt“, lobte Anthony. James bekam von Medienvertretern 120 der 121 möglichen Stimmen für Platz eins - so deutlich hatte zuvor nur Shaquille O'Neal in der Saison 1999/2000 gewonnen. „Das war wahrscheinlich ein Journalist aus New York, der nicht für mich votiert hat“, meinte James süffisant. „Aber das verstehe ich, es gibt halt eine gewisse Historie zwischen uns und den Knicks.“
Die Auszeichnung ist bereits seine dritte innerhalb von zwölf Monaten. Nachdem er vor einem Jahr noch betont hatte, den dritten MVP-Pokal seiner Karriere liebend gerne gegen die erste Meisterschaft eintauschen zu wollen, gewann James zwei Monate später mit Miami endlich den Titel - und zudem die Wahl zum MVP der Finalserie.
James war in dieser NBA-Vorrunde so effizient wie in keiner seiner neun Spielzeiten zuvor. Mit einer Trefferquote von 56,5 Prozent aus dem Feld und 40,6 Prozent von der Dreier-Linie sowie einem Schnitt von acht Assists pro Partie gelangen ihm jeweils Karriere-Bestmarken. Er wolle einfach in jedem Spiel der beste Spieler auf dem Parkett sein, erklärte James, der in dieser Saison zudem als jüngster NBA-Profi die Marke von 20 000 Punkten durchbrochen hatte. „Gott hat ihm das Talent gegeben, ein ganz, ganz besonderer Spieler zu sein“, hob Mitspieler Dwyane Wade hervor.
Die größte Wertschätzung kam jedoch von Pat Riley. Der 68 Jahre alte Team-Präsident der Heat hatte als Spieler einst mit Wilt Chamberlain auf dem Platz gestanden und später als Coach unter anderem mit Legenden wie Johnson, Abdul-Jabbar oder O'Neal fünf NBA-Titel gewonnen. „46 Jahre lang hatte ich die Gelegenheit, einige großartige Spieler zu beobachten und zu sehen - und alle sind im Laufe ihrer Karrieren besser geworden“, sagte Riley. Dann schaute er zu James und ergänzte: „Aber meiner bescheidenen Meinung nach glaube ich, dass der Mann hier der Beste von allen ist.“