Dietmar Bär begeistert am Bochumer Schauspielhaus
Bochum (dpa) - Als Tatort-Kommissar Freddy Schenk hat er ein Millionenpublikum - doch Dietmar Bär kehrt immer mal wieder auch gerne ans Theater zurück.
Vor allem seiner Lieblingsbühne in Bochum hält er die Treue. Am Samstagabend zog er alle Register bei der Premiere von „Gift. Eine Ehegeschichte“. Bär steht auf der Bühne als der „Er“ im Geschlechterkampf gegen „Sie“. Am Ende des Theaterabends gab es langanhaltenden Beifall für Bär und das Ensemble.
„Für mich sind das Heimspiele. Das ist meine Stadt, das ist meine Region, ich gehör‘ hierher. Hier hab ich einen der wichtigsten Abschnitte meines Lebens verbracht“, sagte Bär einmal über Bochum.
Das Stück von Lot Vekemans (*1965) passte zu Bär. Die niederländische Dramatikerin legt ihrem Schauspiel eine scheinbar simple, tatsächlich aber raffinierte Idee zugrunde. Sie beschreibt im ersten Akt das Zusammentreffen von zwei Eheleuten, die sich vor neun Jahren getrennt haben. Die Handlung setzt ein, als die beiden sich auf dem Friedhof treffen, auf dem ihr Sohn begraben liegt. Offensichtlich wollen sie die sterblichen Überreste umbetten - denn der Friedhof ist kontaminiert. Gift!
Gift in einer zweiten Bedeutung hat zur Trennung der Eheleute geführt - Misstrauen, das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, kein Verständnis zu finden. Dieses Gift ist mit den Jahren nicht weniger geworden. Jede Episode, die die beiden ansprechen, wird zur Anklage gegen den Partner. „Du bist Schuld. Du. Du! Du!!“
Im zweiten Akt wird der gleiche Text noch einmal gesprochen, nur die Rollen werden vertauscht. Die Anklagen des Mannes übernimmt die Frau, ihre Verteidigungsargumente werden zu seinen. Und wieder: „Du bist Schuld. Du. Du! Du!!“ Das ist witzig, die Zuschauer können sich zurücklehnen und überlegen schmunzeln - bis sie vielleicht merken, dass ihr eigener häuslicher Zwist sich kaum von dem auf der Bühne unterscheidet.
Dietmar Bär geht in der Rolle auf - und er zeigt, dass er als Schauspiel mehr kann, als nur Verbrecher zu jagen. Mit einer differenzierten Mimik und einem Schauspiel, das alle Schattierungen umfasst von der Empörung des ungerecht Beschuldigten bis zur Unsicherheit, ob ihm da nicht vielleicht doch ein fataler Fehler unterläuft. Seine Antagonistin Bettina Engelhardt spielt auch makellos, doch er überflügelt sie auch in den komplexesten Momenten des Dialogs noch mit seiner schlafwandlerisch sicheren Nuancierungskunst.
Aufführungen am 20. und 27. März, 12. und 26. April; 3. Mai
Spieldauer: 75 Min.