Sex, Macht, Skandale: Ballett „Inferno“
Hannover (dpa) - Schmierige Mafiosi, machthungrige Kardinäle und ein bisschen Bunga-Bunga: Bei der letzten Ballett-Premiere der laufenden Saison ging es am Samstagabend in der Staatsoper in Hannover in Niedersachsen zur Sache.
In dem Stück „Inferno - Eine Italo Revue“ feiert selbst der Papst lustvolle Orgien. Choreograf Jörg Mannes inszeniert die Geschichte des spanischen Borgia-Clans, der vor 500 Jahren durch Intrigen zu Macht und Ansehen im Vatikan gelangte. „Das war der Prototyp eines Skandals“, sagt der Ballettdirektor.
Die Machtspiele des korrupten Adelsgeschlechts lieferten bereits reichlich Stoff für Romane und Fernsehserien. Mit ausdrucksstarken Tanzeinlagen wird das Schicksal des Familienoberhaupts Rodrigo Borgia nun in der Staatsoper erzählt. Der reißt sich zwar durch Bestechung und Mord das Papstamt unter den Nagel, wird aber selbst Opfer seiner Triebe. Seine Mätresse Giulia Farnese verführt ihn, um ihrem Bruder auf den Heiligen Stuhl zu verhelfen.
Die Revue dreht sich nicht nur um machthungrige Purpurträger aus der Renaissance. „Es geht um Sex, Macht und Skandale - das sind leider zeitlose Angelegenheiten“, erklärt Mannes. Immer wieder sprengt ein schmieriger Polit-Mafiosi im Anzug und mit gegelten Haaren den historischen Handlungsrahmen. Der grinsende Berlusconi-Verschnitt küsst seinen Bizeps, greift sich stolz in den Schritt und gibt leicht bekleideten Bunga-Ladys einen Klaps auf den Po. „Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig“, scherzt Mannes.
Die Szenen aus dem Vatikan verschmelzen mit absurden Show-Elementen. Manche Tanzeinlage der Revue erinnert an kitschige Live-Sendungen aus dem Fernsehen. Abwechslungsreich ist auch die Musik dazu, die einen Bogen von Dmitri Schostakowitsch bis zum italienischen Schlager-Star Adriano Celentano schlägt.