Fotos Deutscher Hip-Hop und Rap sind im Trend wie nie
Deutscher Rap erlebt in den letzten Jahren einen Hype wie nie zuvor. Wir stellen alte Hasen und neue Künstler vor.
Die Fantastischen Vier sind die erfolgreichste deutsche Hip-Hop-Gruppe. Michi Beck, Smudo, Thomas D. und And.Ypsilon (von links) standen am 7. Juli 1989 erstmals als Fanta4 auf der Bühne. Den Durchbruch gab's 1992 mit "Die da!?".
Drei ihrer acht Studioalben standen an der Chartspitze. Abgeräumt haben die vier Stuttgarter ebenfalls alles: Echo, Otto, Krone, Comet. Im Oktober meldet sich das Quartett mit der neuen Scheibe "Rekord" zurück.
Thomas D. ist Veganer und Umweltschützer. Unter anderem deshalb hat ihn Baden-Württemberg mit dem Verdienstorden ausgezeichnet. Thomas Dürr war schon vermehrt auf Solopfaden unterwegs.
Sein neues Album "Aufstieg und Fall des Tommy Blank" erschien Anfang des Jahres und erreichte Platz 36 der Charts. Auf dem Konzeptalbum erzählt der 46-Jährige mit seinen Gästen die Geschichte des fiktiven Rappers Tommy Blank.
Fettes Brot sind seit 1992 am Start. Die Hitliste von Björn Beton, König Boris und Dokter Renz (von links) ist lang: "Nordisch by Nature", "Jein", "Schwule Mädchen", "Emanuela"...
Im November erschien das neue Album "3 is ne Party". Die Hamburger erreichten damit Platz drei in den Albumcharts.
"Immer wenn es regnet, muss ich an dich denken" rappte der Stuttgarter Max Herre 1996 im ersten großen Freundeskreis-Hit "A-N-N-A". 2007 löste sich die Band auf. Max Herre ist aber nach wie vor im Spiel und so erfolgreich wie nie zuvor. Er war zuletzt im TV als Juror der Casting-Show "The Voice of Germany" präsent.
Das Studioalbum "Hallo Welt" stand 2012 auf Platz 1, das Livealbum "MTV Unplugged" kam Anfang 2014 auf Platz 2.
Dendemann gründete in den 90er Jahren zusammen mit DJ Rabauke die Gruppe "Eins Zwo". Rund um die Jahrtausendwende kratzten sie mit zwei Alben an den Top Ten. Seit zehn Jahren ist Dende allein unterwegs, ließ den Schnubbi stehen und spielt alte Hits wie "Danke, gut" oder "Hand aufs Herz" nicht mehr live.
Die letzte LP "Vom Vintage verweht" von 2010 erreichte Platz neun. Seitdem spielt der 39-Jährige Konzerte, unter anderem auf Festivals.
DJ Mad (hinten), Denyo (links) und Eizi Eiz alias Jan Delay (rechts) sind seit 1994 Absolute Beginner. Heute nennen sie sich nur noch Beginner. "Liebes Lied", Füchse" und "Gustav Gans" zählen zu ihren Hits.
Seit zehn Jahren hat es kein Album der Hamburger Formation gegeben - unter anderem wegen der Soloprojekte der beiden Frontmänner Denyo (Deutschrock unter seinem Namen Dennis Lisk) und Jan Delay.
Eine neue LP ist in der Mache, das Trio warb aber bereits per Youtube-Video um Geduld.
Jan Delay hat es in den Mainstream geschafft. Wandelbarer ist kaum ein deutscher Musiker: Nach Hip-Hop mit den Beginnern gab der 37-Jährige seinen Fans Reggae ("Searching for the Jan Soul Rebels"), dann Funk und Soul ("Mercedes-Dance", "Wir Kinder vom Bahnhof Soul", beide auf Platz 1), am 11. April erscheint das Rockalbum "Hammer und Michel".
Neben dem Comet, dem Echo und der Krone wurde Jan Delay 2012 als "Krawattenmann des Jahres" ausgezeichnet.
Samy Deluxe wurde als Rapper der Hamburger Formation Dynamite Deluxe bekannt, unter anderem durch das Feature auf dem Song "Füchse" der Beginner. Die fünf Soloalben des 37-jährigen Samuel Sorge stiegen in den Charts immer mindestens auf Platz 5.
Weniger erfolgreich war sein Popprojekt "Herr Sorge" - Platz 43. Er hat es ad acta gelegt und macht seitdem wieder geraden Battlerap. 2014 soll der Nachfolger zum Mixtape "Perlen vor die Säue" kommen.
Der für sozialkritische Texte bekannte Musiker ist auch schon mal Gastdozent an der Uni - siehe Bild.
Gegen Mitte des neuen Jahrtausends übernahmen Berliner Rapper das Geschäft. Der Ton wurde rauer.
Die Maske von Sido wurde später gelüftet. Hinter ihr steckte Paul Würdig, der auf dem Label Aggro Berlin gesignt war. Seine Songs wurden von der Bundesprüfstelle teilweise als frauen- und menschenverachtend gekennzeichnet. Das Album "Maske" erschien 2004 und landete trotzdem auf Platz 3.
Heute ist der 33-Jährige verheiratet mit Moderatorin Charlotte Engelhardt und zweifacher Vater. Erfolgreich bleibt er, auch wenn seine Alben nicht mehr auf dem Index landen.
Der Titel des Ende letzten Jahres erschienenen "30-11-80" steht für Sidos Geburtsdatum. Für die Single "Bilder im Kopf" gab es Gold.
Aggro-Kumpel von Sido ist Anis Mohamed Youssef Ferchichi, besser bekannt als Bushido. Fünf Studioalben des umstrittenen Berliners gingen Gold, zwei Platin.
Bushido werden frauen- und schwulenfeindliche, gewaltverherrlichende Texte vorgeworfen. Seine Musik wird regelmäßig indiziert, ebenso regelmäßig wird er verklagt und verurteilt. Genauso regelmäßig tauchen Berichte über eine Verbindung zur organisierten Kriminalität auf.
Im Februar erscheint seine neue LP "Sonny Black". Die Singles "Mitten in der Nacht" und "Gangsta Rap Kings" mit Kollegah & Farid Bang strotzen vor Schimpfwörtern.
Kollegah (rechts) und Farid Bang bekamen 2013 eine Goldene Schallplatte für das Album "Jung, brutal, gutaussehend 2". Der 29-jährige Felix Blume alias Kollegah ist wegen Kokainbesitzes vorbestraft, der 27-jährige Düsseldorfer Farid Hamed El Abdellaoui alias Farid Bang wird regelmäßig für verrohende Texte indiziert.
Im März wird die Bundesprüfstelle bei Farid Bangs fünftem Soloalbum "Killa" sicher wieder genau hinschauen.
Der 28-jährige Rapper Haftbefehl alias Aykut Anhan hatte prägenden Einfluss auf die deutsche Sprache. Das Wort "Babo" wurde Jugendwort des Jahres 2013 - vor allem, weil Haftbefehl es in seinem Song "Chabos wissen, wer der Babo ist" benutzte (Platz 30 der Singlecharts).
Bei "Haft" ist der Name Programm: 2006 flüchtete er vor einem drohenden Gefängnisaufhalt wegen Betrugs von Offenbach nach Istanbul.
Dem Rapper mit kurdischen Wurzeln wird Antisemitismus vorgeworfen. Er bestreitet das.
Wer ausschließlich die letzten fünf Künstler aus unserer Galerie mit deutschem Hip-Hop verbindet, dem sei gesagt, dass es auch abseits vom vermeintlichen Ghetto Musiker gibt, die eine andere Version von Rap bringen.
Der 31-jährige Casper vermischt Pop und Rap mit nachdenklichen und intelligenten Texten - und hat damit Erfolg. Seine beiden letzten Alben, "Xoxo" und "Hinterland", landeten auf Platz 1. Kennzeichen von Benjamin Griffey alias Casper ist seine kratzige Stimme. Er ist auch einer der Begründer des Hipster-Rap.
Kumpel von Casper ist der Berliner Prinz Pi, bürgerlich Friedrich Kautz. Der 34-Jährige gilt als bester deutscher Themenrapper. Prinz Pi rappt häufig über Erlebnisse seiner Jugend und die Gesellschaft. Gerne widmet er sich aber auch Verschwörungstheorien und Battlerap. 2005 legte er den Namen "Prinz Porno" ab, weil er zu oft in die Schublade des bösen Rappers gesteckt wurde.
Im April stand mit seiner aktuellen LP "Kompass ohne Norden" erstmals eines seiner mittlerweile schon 15 Soloalben auf Platz 1.
Sidos Totenkopfmaske gibt es auch eine Nummer weicher: Cro alias Carlo Waibel versteckt sich hinter einem flauschigen Pandakopf. Der 23-jährige Aalener ist in der Hip-Hop-Szene wegen seines Pop-Appeals sehr umstritten.
Im Mainstream ist er ein Superstar. Das Album "Raop" (eine Mischung aus "Rap" und "Pop") stieg 2012 ebenfalls auf Platz 1.
Alligatoah nennt sich der Künstler, der seine Geschichten in bunten Farben über die Beats laufen lässt. Der 24-jährige Lukas Strobel kommt aus Niedersachsen und produziert alle Songs komplett selbst.
Sein drittes Album "Triebwerke" schaffte es im August auf den ersten Platz. Meistbenutztes sprachliches Werkzeug: satirische Übertreibung.
Bis auf Platz drei ging "Am Wochenende Rapper" von Christoph Wiegand alias Weekend.
Der Gelsenkirchener ist einer von vielen neuen Künstlern, die über den Internet-Wettbewerb VBT (Videobattleturnier) bekannt wurden. Dabei messen sich junge, neue Rapper in selbstgeschnitten Youtube-Videos. Eine Jury entscheidet. Weekend gewann 2011 und 2012. Er ist am Wochenende Rapper, weil er hauptberuflich als Sozialarbeiter arbeitet.
Marten Laciny ist gleich mit mehreren Alter Egos aktiv. Als Marsimoto kopiert er die gepitchte Stimme des US-Rappers Quasimoto.
Als Marteria kann er den Nummer-eins-Hit "Lila Wolken" und das Gold-Album "Zum Glück in die Zukunft" vorweisen. Dessen Nachfolger ist am 31. Januar erschienen. Wortwitz, Spaß, Intelligenz, Melancholie - daraus speisen sich die Texte des 31-jährigen Wahlberliners.
Talentiert war Laciny schon immer: Ob als Model für Hugo Boss oder Juniorennationalspieler für Hansa Rostock.