Auch in Deutschland erwacht die Macht
Stuttgart (dpa) - Bedrohlicher Auftritt des Imperiums: Flankiert von zwei Dutzend seiner Untergebenen marschiert Bösewicht und Sith-Lord Darth Vader in die Lobby ein. Doch statt Furcht und Schrecken erntet er Jubel und Kamerablitze der Fans, die im Stuttgarter Ufa-Palast auf die mitternächtliche Vorstellung des neuen „Star Wars“-Teils warten.
Viele sind hier aufwendig verkleidet. Um den neuen Teil der Weltraumsaga als erste zu sehen, strömen sie in das Kino - in der Woche, mitten in der Nacht.
Zahlreiche Filmtheater in Deutschland zeigen „Das Erwachen der Macht“ so früh wie möglich. Die Zufriedenheit der großen Kinoketten mit dem Vorverkauf ließ einen Ansturm erwarten.
Mitten unter „Star Wars“-Fans: Nirgendwo ist mehr Hingabe und Leidenschaft zu finden als hier. Zehn Jahre hatten die Anhänger der Sternenkriege auf eine Fortsetzung gewartet - und auf ein Wiedersehen mit einigen Helden der Ur-Trilogie von 1977 bis 1983.
„Ich war schon als Bub im ersten Teil im Kino“, sagt Jürgen Röcker, verkleidet als Han Solo. Die eigenen Kinder habe er auch schon vor 20 Jahren angesteckt. „So schließt sich der Kreis.“ Die 23-jährige Eleni Kechagias mit markanter Prinzessin-Leia-Frisur sieht dagegen das erste Mal „Star Wars“ im Kino. „Es ist schon aufregend. Ich wollte eigentlich Mittagsschlaf halten, aber ich konnte nicht einschlafen.“ Doch viele wollen ihre Erwartungen nicht allzu hoch stecken, um einer etwaigen Enttäuschung vorzubeugen, erzählen sie.
Ein wenig früher dürfen Besucher der Deutschlandpremiere in Berlin den Film sehen. „Ich hab letztens erst noch alle geguckt, im Marathon“, sagt Torsten Driemeyer aus Leverkusen, der für die exklusive Vorstellung Karten gewonnen hatte. Gebraucht habe er für alle Teile geschätzt 13 bis 14 Stunden. Wie schafft man das? Kaffee, viele Energy-Drinks und „eine sehr nachgiebige Frau. Weil die muss das natürlich mit aushalten“.
Koffein dürfte auch in den Mitternachtsvorstellungen geholfen haben. Auch ins Münchner Mathäserkino kommen zahlreiche Zuschauer in aufwendigen Verkleidungen - darunter schon Charaktere aus dem neuen Film. Charly und Albert, beide 20, haben drei Tage lang an ihren Wüstenkrieger-Kostümen genäht, wie sie erzählen. „Ich habe verdammt hohe Erwartungen“, sagt Albert vor der Vorstellung. „Die zahlreichen Vorschauen im Internet haben bei mir voll ins Schwarze getroffen.“ In Stuttgart wie in München jubeln die Fans, als der Vorspanntext ins Bild schwebt, am Ende gibt es Applaus.
Drei Uhr morgens, nach dem Film: Gerötete Augen und aufgeregte Gespräche. In Stuttgart zeigen sich die meisten Fans begeistert. „Ich bin sprachlos“, stammelt einer. Viel mehr ist aus ihm nicht herauszubekommen. Albert in München ist dagegen etwas enttäuscht. „Die Dialoge waren mir zu einfach gestrickt, da hat mir die Würze gefehlt.“ Dennoch: Gleich am Wochenende geht es für ihn wieder ins Kino.
Dass „Das Erwachen der Macht“ an die ursprüngliche Trilogie anknüpft, gefällt vielen Zuschauern besonders. Und das Beste ist: „Star Wars“-Filme kommen als Dreierpack. So können sich die Fans auch in den kommenden Jahren auf zwei mitternächtliche Kinoausflüge freuen. Zunächst ist aber die Macht erwacht - und die allerersten Zuschauer legen sich schlafen.