Berlinale-Eröffnung mit bewegender Botschaft
Berlin (dpa) - Die 61. Berlinale ist mit einer bewegenden Botschaft des iranischen Jurymitglieds Jafar Panahi eröffnet worden. Der Filmemacher konnte nicht zum Festival nach Berlin reisen, weil er zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot vorurteilt ist.
Nachdem Jurypräsidentin Isabella Rossellini seinen Brief vorgelesen hatte, gab es im Berlinale-Palast Ovationen für den couragierten Regisseur. Anschließend lief der neue Film der Coen-Brüder, der Western „True Grit“ mit Jeff Bridges, Hailee Steinfeld und Josh Brolin.
Ihm sei für 20 Jahre der Blick auf die Welt entzogen worden, schrieb Panahi an das Filmfestival, das aus Solidarität einen leeren Stuhl mit seinem Namen auf die Bühne stellte. „Aber ich hoffe, nach meiner Freilassung eine Welt ohne geografische, ethnische und ideologische Grenzen zu bereisen. Eine Welt, in der die Menschen ungeachtet ihres Glaubens und ihrer Überzeugungen in Frieden miteinander leben.“
Kulturstaatsminister Bernd Neumann sagte: „Ein Anschlag auf die Freiheit eines Filmemachers ist nichts anderes als ein Anschlag auf den Grundwert der Freiheit überhaupt.“ Das gelte zum Beispiel für China, aber insbesondere für den Iran.
Auch viele Filmschaffende hatten sich für Panahi stark gemacht, darunter die in Teheran geborene Schauspielerin Jasmin Tabatabai. „Das zeigt einfach das wahre Gesicht der islamischen Republik Iran“, sagte sie mit Blick auf die Strafe für Panahi.
Die politische Botschaft des Abends und der für zehn Oscars nominierte Eröffnungsfilm „True Grit“ beeindruckten die Gäste. Festivalchef Dieter Kosslick bekam Glückwünsche zu seiner 10. Berlinale. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit schickte einen Extra-Gruß in den Saal an Katja Eichinger, die Frau des kürzlich gestorbenen Produzenten Bernd Eichinger.
Zu der von Anke Engelke moderierten Gala kam die versammelte deutsche Filmprominenz, darunter Senta Berger, Iris Berben, Mario Adorf, Wim Wenders, Dani Levy und Tom Tykwer. Etwas Murren gab es, weil das Coen-Team während des Films den Saal verlassen wollte, um Essen zu gehen. Am Ende war die Stimmung versöhnlich, als Ethan und Joel Coen mit den Stars auf die Bühne kamen.
Im Wettbewerbsrennen um den Goldenen und die Silbernen Bären sind 16 Produktionen aus aller Welt. Bis zum 20. Februar stehen bei den Internationalen Filmfestspielen insgesamt knapp 400 Filme auf dem Programm.