Brautalarm: Große Schleifen, große Klappe
Wenn Frauen in die Vollen gehen: „Brautalarm“ ist eine hochkomische Schmuddelversion von „Sex and the City“.
Los Angeles/Düsseldorf. Freundlich, aber bestimmt wird Annie (Kristen Wiig) von ihrem arroganten Gelegenheitsliebhaber Ted (Jon Hamm) hinauskomplimentiert. Nun hängt sie auf dem Gartentor, über das sie mit Stöckelschuhen und kurzem Rock geklettert ist und das sich just in diesem Moment automatisch öffnet, um die Haushälterin hereinzulassen.
Diese Situation tiefer Erniedrigung quittiert Annie mit einem Kichern, das sich zwischen Hysterie und Selbstironie nicht entscheiden kann — und hat bei den Zuschauern schon gewonnen. Sie ist das labile Zentrum einer Heirats-Komödie. Aber nicht Langzeit-Single Annie findet ihren Prinzen, sondern ihre beste Freundin Lillian (Maya Rudolph).
Natürlich wird Annie sofort nach der Verlobung als Brautjungfer rekrutiert. Mit der frustrierten Mehrfachmutter Rita (Wendi McLendon-Covey), der burschikosen Schwägerin Megan (Melissa McCarthy), der naiven Becca (Ellie Kemper) und der schwerreichen Edelzicke Helen (Rose Byrne) macht sie sich an die Hochzeitsvorbereitungen. Aber schon beim Aussuchen des Brautjungfernkleides in der Nobelboutique kommen die sozialen und charakterlichen Differenzen (gemeinsam mit dem mexikanischen Mittagessen) hoch.
In den USA wurde Paul Feigs „Brautalarm“ als weibliche Antwort auf „Hangover“ angepriesen. Aber auch wenn sich die Damen gründlich daneben benehmen dürfen, hinkt der werbewirksame Vergleich.
Denn enger als mit dem Junggesellenabschieds-Katastrophen-Film ist „Brautalarm“ mit dem Genre der romantischen Komödie verbunden. Genussvoll werden der amerikanische Hochzeitsvorbereitungswahn und der damit verbundene Perfektionismus durch den Kakao gezogen.
Das ist nicht immer geschmackvoll, nicht jede Pointe trifft ins Schwarze. Aber der Film zeigt einen anarchistischen Befreiungsdrang, den man in diesem in Konventionen erstarrten Genre nur selten findet. Im Zickenkrieg sind die Frauenfiguren mit Herz und Schnauze dabei.
Kristen Wiig, die das Drehbuch mitverfasst hat, führt ihre liebenswerte Antiheldin mit leichter Hand von einem Fettnapf zum nächsten. Als ungeschminkte Schmuddelversion von „Sex and the City“ ist „Brautalarm“ ein Frauenfilm der etwas anderen, aber besonders komischen Art.