Film über den Märchenkönig: Ludwig-Dreh in München

München (dpa) - Der Prinz hat die Augen geschlossen. Andächtig lauscht er Wagners „Lohengrin“, versunken in eine andere Welt. Doch dann wird Ludwig jäh aus seinen Träumen gerissen. Graf Max von Hohenstein platzt in die Oper und beendet die hingebungsvolle Andacht.

Ludwig, künftiger König von Bayern, hat einen wichtigen Termin mit seinem Vater verpasst. Es geht um Politik, es geht um das Militär. Wir schreiben ein Jahr um 1860. - „Danke - und gleich nochmal!“, meldet sich Regisseur Peter Sehr zu Wort. Wir schreiben das Jahr 2011, Ludwig schwelgt vor einer Kamera.

Mehr als 125 Jahre nach seinem Tod ist „Märchenkönig“ Ludwig II. in die Münchner Residenz zurückgekehrt - wenn auch nur im Film. Am Freitag wurde das Stadtschloss zur Kulisse für den neuen Ludwig-Film der Bavaria - und die Menschen am Film-Set Zeugen dieser Schlüsselszene: Ludwig, zerrissen zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Leidenschaft und Pflicht, Utopie und Realität.

Sehrs Stimme erschallt aus dem Dunkeln der Bühne im beeindruckenden Münchner Cuvilliés-Theater; die Szene muss noch einmal gedreht werden. Irgendetwas schien nicht zu stimmen mit der Kameraeinstellung. Prinz Otto und sein Bruder, der einmal Ludwig II. von Bayern werden wird, atmen durch - und werden wieder zu Tom Schilling und Sabin Tambrea, den Schauspielern.

„Man darf nicht vergessen, dass es hier nicht um einen Gott geht, um eine steife historische Figur, sondern dass es um einen Jungen geht, der kurz nach der Pubertät in eine Situation kommt, die ihn völlig überfordert“, sagt Sabin Tambrea, der Hauptdarsteller, 1984 in Rumänien geboren. Er ist das, was man wohl einen Glücksgriff nennen würde. Blass und zerbrechlich wirkt er, fast ein wenig schüchtern. So eben, wie man sich ihn vorstellt, den Erträumer von Neuschwanstein in ganz jungen Jahren.

Tambrea hat mit seiner Rolle Ludwig - die er sich übrigens mit Sebastian Schipper teilt, der den gealterten König spielt - die Liebe zur Kunst und zur Musik gemein. Im Alter von vier Jahren begann er seine musikalische Ausbildung, wurde preisgekrönter Violinist - und hat selbst schon Wagner dirigiert. Die perfekte Besetzung, scheint es.

Der Film, so wird schon in dieser kleinen Szene im Cuvilliés-Theater klar, stellt den Utopisten Ludwig in den Vordergrund, den Träumer, Kunstliebhaber und Mäzen, der Richard Wagner abgöttisch liebte - und der schließlich einsam an der Realität verzweifelte. Wagner wird gespielt von Edgar Selge und er ist in dem Film „ein explosiver Wagner“, wie der Geschäftsführer der Produktionsfirma Bavaria, Matthias Esche, sagt. Er sagt auch: „Unser Herz schlägt für Ludwig.“

Für die Bavaria ist der Film ein Vorzeigeobjekt und so hat die Firma eingeladen zum Termin in München. Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) ist gekommen - als Chef der Bayerischen Schlösserverwaltung - und auch Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, der den Film co-produziert und nicht minder stolz ist auf das große und hochkarätig besetzte Königsdrama, bei dem etwa Hannah Herzsprung die „Sisi“ spielt, Uwe Ochsenknecht den Prinz Luitpold, Axel Milberg König Max II. und Katharina Thalbach Königin Marie.

Ludwig sei nicht nur eine „Kultfigur und ein Mythos“, sondern ein Charakter mit psychologischem Tiefgang, sagt Wilhelm - und die Originalschauplätze seien „Voraussetzung für den Film“. Neben der Residenz werden auch Ludwigs Schlösser wie Neuschwanstein und Herrenchiemsee zur Kulisse. Im Sommer wurde bereits am Starnberger See gedreht, wo Ludwig vor 125 Jahren unter mysteriösen Umständen starb. Mitte November sollen die Dreharbeiten abgeschlossen sein, im Dezember 2012 dann soll der Film in die Kinos kommen.