Götz George: Ein Raubein pflegt sein Image

Schimanski ist Kult, aber Götz George kann viel mehr als nur Kommissar. Bloß mit Nettigkeiten hat er so seine Probleme.

Berlin. Kürzlich hat Götz George wieder eine Kostprobe seiner Schnoddrigkeit geliefert. Als er den Film „George“ über seinen Vater Heinrich vorstellte, schmetterte er vor dem Premierenpublikum jede Frage gnadenlos ab. Sie sei falsch gestellt, dazu könne er nichts sagen und überhaupt sei er nicht der richtige Ansprechpartner. Rumms. George darf das, vielleicht muss er es sogar. Der Schauspieler, der am Dienstag 75 Jahre alt wird, pflegt sein Image als Raubein — und die Liebe des Publikums ist ihm dafür gewiss. Wer 48 mal als Ruhrpottkommissar Schimanski vor der Kamera stand, muss ein abgefahrener Typ sein.

Mit dem Haudrauf aus Duisburg hat der gebürtige Berliner George Fernsehgeschichte geschrieben. Gegen die distinguierten Herren, die bisher auf der Mattscheibe ermittelten, verkörperte er 1981 erstmals den coolen Cop, der mit lockeren Sprüchen und reichlich Bier auf Verbrecherjagd geht. „Was quatschst du mich so blöd an, du Spießer, nur weil ich ‘ne Fahne habe?“, raunzte er einmal. 1997 widmete das Erste seinem Helden eine eigene Reihe mit dem Kult-Logo „Schimanski“ — immer noch ein Straßenfeger.

Dennoch hat sich George nie gern in die Krimischublade steckenlassen. Mit Ehrgeiz, Spielfreude und unglaublicher Vitalität profilierte er sich als einer der vielseitigsten deutschen Schauspieler: Er spielte den KZ-Arzt Josef Mengele („Nichts als die Wahrheit“) und einen an Alzheimer erkrankten Busfahrer („Mein Vater“) und einen Klavierlehrer („Der Novembermann“), einen Öko-Aktivisten („Lüg weiter, Liebling“) und einen sterbenden Staatsanwalt („Nacht ohne Morgen“).

Eine seiner berühmtesten Rollen hatte er als Massenmörder Fritz Haarmann in „Der Totmacher“, der 1995 das Filmfestival von Venedig eröffnete. Zugleich bewies er in „Schtonk!“ oder „Rossini“ sein komödiantisches Talent. 2007 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt.

Erst „George“, der Film über seinen wegen seiner Karriere in der Nazi-Zeit umstrittenen Vater Heinrich George (1893-1946), hat jetzt deutlich gemacht, wie sehr der Sohn zeitlebens von dem „Übervater“ geprägt war — und getrieben. „Du hast mich halt immer überholt. Du warst halt immer besser, besessener“, sagt George in der Doku an die Adresse seines Vaters. Von dessen Lieblingsrolle, „Götz von Berlichingen“, hat er seinen Vornamen.

Zu den Medien hat George trotz seines Erfolgs ein gespanntes Verhältnis; dem Fernsehen wirft er auch mal vor, „nur noch auf Kohle und Quote“ zu schauen. In Deutschland ist er deshalb nur mehr zum Arbeiten und Steuern zahlen, wie er sagt. Ansonsten zieht er sich mit seiner gut 20 Jahre jüngeren Lebensgefährtin Marika Ullrich in sein Refugium auf Sardinien zurück. In einem Gespräch zog er 2011 aus Anlass seines Films „Nacht ohne Morgen“ eine positive Lebensbilanz: „Ich bin immer einen recht gradlinigen Weg gegangen“, sagte er da. „Damit habe ich sicher auch immer wieder Menschen vor den Kopf gestoßen, aber ich habe mich nicht verbiegen lassen.“