„Grand Budapest Hotel“ und „Birdman“ sind Oscar-Favoriten

Los Angeles (dpa) - Die ehrwürdige Oscar-Akademie fällt ein bisschen aus der Rolle. Gewöhnlich haben die über 6000 Mitglieder einen Hang für ernste Stoffe, doch in diesem Jahr setzt Hollywoods höchstes Filmgremium viel auf Schräges und Groteskes.

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Und dann auch noch auf preiswert produzierte Filme und britische Stars. Die Oscar-Nominierungen sind diesmal eine bunte, frische Mischung, bei der viele etwas abgekommen haben, von Oscar-Neulingen wie Michael Keaton und Benedict Cumberbatch bis zu alten Hasen wie Meryl Streep.

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Mit jeweils neun Gewinnchancen ziehen die schrägen Komödien „Grand Budapest Hotel“ und „Birdman“ ins Rennen. Da hat auch das Studio Babelsberg zu lachen, denn Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ wurde von dem deutschen Studio mitproduziert und auch an Standorten in Deutschland gedreht. „Birdman“ des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu ist ein Film über einen durchdrehenden Schauspieler (Michael Keaton), der in Hollywood einst als Actionheld Birdman riesige Erfolge feierte und nun mit einem eigenen Theaterstück am Broadway um Anerkennung buhlt. Keaton (63) könnte mit dieser Glanzleistungen seinen ersten Oscar gewinnen.

Keaton trifft in der Sparte „Bester Schauspieler“ unter anderem auf Hollywoods Comedy-Liebling Steve Carell, der in „Foxcatcher“ einen psychisch kranken Multimillionär mimt. Konkurrenz bekommen sie von den britischen Stars Benedict Cumberbatch in dem Historienthriller „The Imitation Game“ und Eddie Redmayne, der sich in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ auf geniale Weise in den Physiker Stephen Hawking verwandelt.

Für den US-Regisseur Richard Linklater hat sich das über zwölf Jahre gestreckte Drehen von „Boyhood“ ausgezahlt. Die mit einem Mini-Budget produzierte Geschichte eines heranwachsenden Jungen in Texas hat Hollywood im Sturm erobert. Es winken sechs Goldjungen, darunter in der Königskategorie als bester Film, für Regie und für Ethan Hawke und Patricia Arquette in ihren Eltern-Nebenrollen.

Reese Witherspoon, die in „Der große Trip - Wild“ auf einer Extrem-Wandertour an ihre Grenzen geht, könnte dagegen ihren zweiten Oscar einstecken. Auch die französische Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard („La vie en rose“) könnte für ihre Rolle in „Zwei Tage, Eine Nacht“ erneut auf der Oscar-Bühne stehen. Wie erwartet holte die Golden-Globe-Gewinnerin Julianne Moore als Alzheimerkranke in „Still Alice“ ebenfalls eine Nominierung.

Déjà vu: Meryl Streep ist auch bei diesen Oscars wieder dabei. Die 65-jährige Verwandlungskünstlerin holte als singende Hexe in dem Filmmusical „Into the Woods“ ihre 19. Oscar-Nominierung. Drei Goldjungen hat sie bereits gewonnen, zuletzt 2012 als Margaret Thatcher in „Die Eiserne Lady“.

Auch Star-Komponist Hans Zimmer (57) ist mit seiner zehnten Nominierung kaum von der Oscar-Gala wegzudenken. Der gebürtige Frankfurter, der vor über 20 Jahren für „Der König der Löwen“ einen Oscar erhielt, hat nun mit der Filmmusik für Christopher Nolans „Interstellar“ Gewinnchancen. Wim Wenders versucht nach den Dokumentationen „Buena Vista Social Club“ und „Pina“ nun mit „Das Salz der Erde“ - über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado - zum dritten Mal sein Oscar-Glück.

Für Hollywood-Star Angelina Jolie war es am Donnerstagmorgen hingegen ein enttäuschendes Aufwachen. Das zweite Regiewerk der 39-Jährigen, das Weltkriegsdrama „Unbroken“ über den Kriegshelden Louis Zamperini, holte nur drei Nominierungen in Nebenkategorien, darunter Kamera und Tonschnitt. Auch Leinwandveteran Clint Eastwood wurde von der Akademie als bester Regisseur übergangen, trotz sechs Nominierungen für seinen Film „American Sniper“.

Pech hatte auch „Selma“- Regisseurin Ava DuVernay. Sie hätte mit einer Nominierung als erste schwarze Regisseurin Oscar-Geschichte geschrieben. Auch ihr britischer Hauptdarsteller David Oyelowo in der Rolle des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King ging leer aus.

Bis zur Oscar-Verleihung am 22. Februar geht das Rätselraten über die möglichen Gewinner weiter. Bestätigt sich der Golden-Globe-Trend der vergangenen beiden Jahre, dann kann das „Boyhood“-Team entspannt den Oscars entgegenschauen. „Argo“ und „12 Years A Slave“ holten damals erst die Globe-Trophäe als bestes Filmdrama und wenig später den Oscar als bester Film. Damit liegt der diesjährige Globe-Gewinner „Boyhood“ gut im Rennen um Hollywoods höchsten Preis.