Hollywood entdeckt in China seine große Liebe

Peking (dpa) - Für Hollywood ist es die große Liebe. Die gemeinsame Zukunft erscheint verheißungsvoll. Um vom boomenden Kinomarkt in China zu profitieren, schneidert die amerikanische Filmindustrie ihre Kinohits zunehmend auf den Milliardenmarkt in China zu.

In „Iron Man 3“ wurden sogar spezielle Teile mit den chinesischen Stars Fan Bingbing und Wang Xueqi eingefügt, die in den USA aber wieder herausgeschnitten wurden. Und für die nächste, vierte Folge der „Transformer“ hat Regisseur Michael Bay die chinesische Schauspielerin Li Bingbing (Resident Evil: Retribution) verpflichtet.

Filmproduzenten kriegen große Augen: China ist heute schon der zweitgrößte Filmmarkt der Welt und wird die USA bald überholen. „Innerhalb von fünf Jahren“, ist Jeffrey Katzenberg, Chef von DreamWorks, überzeugt. In diesem Jahr werden voraussichtlich rund 22 Milliarden Yuan, umgerechnet 2,7 Milliarden Euro, in die Kinokassen gespielt - ein Plus von mehr als 30 Prozent. „Der chinesische Markt entsteht nicht mehr länger, er ist bereits da“, sagte Katzenberg bei einer Diskussion auf dem Fortune Global Forum in Chengdu.

Innerhalb von einem Jahrzehnt könnte der Filmmarkt in China sogar doppelt so groß werden wie in den USA, glaubt der chinesische Milliardär Wang Jianlin. Seine Dalian Wanda Gruppe hat nicht nur in den USA für 2,6 Milliarden US-Dollar die zweitgrößte Kinokette gekauft, sondern investiert auch in China massiv in Filmtheater und Themenparks. Der Immobilienunternehmer ist allerdings kein großer Fan davon, Hollywood-Filme mit chinesischem Lokalkolorit oder Nebenrollen für chinesische Stars künstlich aufzupeppen, nur damit die Kassen klingeln: „Es respektiert die chinesischen Verbraucher nicht.“

Zwar haben Chinas Kinogänger den Blockbuster „Iron Man 3“ mit Robert Downey Jr. auf Platz Fünf der umsatzstärksten Filme aller Zeiten gehoben. Das vierminütige China-Extra floppte aber. Veräppelt fühlten sich chinesische Zuschauer schon direkt am Anfang durch schamlose Werbung, dass Iron Man ausgerechnet ein mongolisches Milchgetränk braucht, „um seine Energie wieder aufzutanken“.

Ähnlich buhlte „Looper“ um das chinesische Publikum. An der Seite von Bruce Willis spielte die chinesische Schauspielerin Xu Qing. Der Film zeigte eigens in Shanghai gedrehte Szenen, die in der US-Version auch nicht vorkamen. „Wenn Filmstudios glauben, dass kurze chinesische Auftritte oder Werbung Kinohits in China erzeugen, liegen sie schwer daneben“, kritisierte die Zeitung „Global Times“. „Für ein gebildetes heimisches Publikum wirkt das dumm und durchschaubar.“

Beschränkungen auf dem chinesischen Markt ermuntern Hollywood gleichwohl zu weitergehenden Kooperationen mit chinesischen Partnern. Im Jahr sind nur 34 ausländische Filme erlaubt. Um als „chinesischer“ Film durchzugehen, muss das chinesische Investment aber ein Drittel ausmachen, ein chinesischer Schauspieler eine Hauptrolle spielen und ein Großteil der Dreharbeiten in China stattfinden.

Dafür hat DreamWorks mit dem chinesischen Unterhaltungsriesen China Media Capital (CMC) in Shanghai die Oriental DreamWorks gegründet. Als Koproduktion erscheint 2015 die dritte Folge von „Kung Fu Panda“, die Katzenberg „wahrlich einen Liebesbrief“ an China nennt. Regisseurin ist Jennifer Yuh Nelson. Die in den USA aufgewachsene Südkoreanerin studierte eigens Kung Fu-Kampftechniken, chinesische Pinselmalereien, besuchte das bedeutende taoistische Zentrum am Qingcheng-Berg und das Zuchtzentrum für Pandas in der südwestchinesischen Provinz Sichuan.

„Die ungeschickten, aber liebenswerten, süßen Panda-Babies inspirierten uns, "Baby Po" zu kreieren“ erzählt die 41-Jährige. „Wir wollen einen Film über China machen, an dem Chinesen Spaß haben.“ Für „Kung Fu Panda 3“ bemühe sich ihr Team um noch größere Authentizität. Ihr Chef Katzenberg blickt noch weiter in die Zukunft: Er will künftig nicht nur „Filme in China für China produzieren“, sondern sie auch „in den Rest der Welt exportieren“.