"Ich bin Nummer Vier": Guck mal, wer da leuchtet
In „Ich bin Nummer Vier“ müssen adrette Teen-Aliens um ihr Leben fürchten. Dank charmanter Darsteller ist der einfallslose Genre-Mix hübsch anzusehen.
Wie man Spannung aufbaut, das verstehen die Marketingspezialisten aus dem Hause Disney. Der Trailer zu „Ich bin Nummer Vier“ ließ nur erahnen, worum es geht: Jugendliche, die im Stile eines Abzählreims dezimiert werden.
Ansatzweise konnte man noch ausmachen, dass dahinter eine Verschwörung steckt, an der dunkel gekleidete Herren mit entstellten Gesichtern beteiligt sind, und dass ihre Jagdobjekte adrett anzusehende Teenager sind, darunter auch die Hauptfigur, die titelgebende Nummer Vier, die verständlicherweise etwas nervös ist, weil sie weiß, dass die ersten drei tot sind. Für einen zielgruppengerechten Fantasy-Thriller soweit also alles ganz ansprechend.
Doch dieses Grundinteresse, das die Kampagne weckte, rettet der Film noch nicht mal über seine Eröffnungssequenz. Schnell merkt man, dass Regisseur D.J. Caruso, der mit den knalligen Baukasten-Thrillern „Disturbia“ und „Eagle Eye“ schon dem damaligen Jungstar Shia LaBeouf die steile Karriere ebnete, lediglich einen Plot zu dirigieren hat, der einfallslos auf hinlänglich bekannte Fantasy-Versatzstücke zurückgreift.
Aliens planen die Weltherrschaft, in den Weg können sich ihnen nur Artverwandte stellen, die sich für die gute Seite der Macht entschieden haben und im Zuge ihres Heranwachsens mit dem Aufkeimen ihrer Superkräfte zurechtkommen müssen. Wo beim Erden-Normalo Pickel sprießen, scheinen bei Nummer Vier, Tarnname: John, plötzlich Laserstrahlen. Schon anstrengend, so eine außerirdische Pubertät.
Weil ein mystisches Hautmal auf seinem Unterschenkel zu brennen beginnt, weiß er, dass er der nächste auf der Liste ist. Gemeinsam mit seinem persönlichen Bewacher Henri (Timothy Olyphant) muss er die Zelte abbrechen und irgendwo im amerikanischen Provinz-Nirgendwo ein neues Dasein unter geänderter Identität beginnen.
Am liebsten würde Henri ihn ganz hinter verschlossener Tür halten, aber John, voll auf Sturm und Drang gebürstet, meldet sich an der örtlichen Highschool an. Schnell weckt der Eigenbrötler das Interesse von Klassenschönheit Sarah (Dianna Agron, die intrigante Cheerleaderin aus der Musical-Serie „Glee“). Mehr und mehr merkt John, wie er sich in Sarah verliebt. Dadurch geraten seine außerirdischen Fähigkeiten in Wallung, was die Verfolger auf seine Fährte bringt. Aber auch die toughe Nummer Sechs (Teresa Palmer).
„Ich bin Nummer Vier“ verpasst die Chance, ein knackiger Genre-Kracher zu sein, weil er auf mindestens eine Fortsetzung hin ausgelegt ist — so überzeugt waren die Autoren vom Hitpotenzial des Stoffes. An den amerikanischen Kinokassen war die Resonanz allerdings verhalten, weswegen die Disney-Produktion das gleiche Schicksal wie „Jumper“ (2008) ereilen könnte, dessen Cliffhanger mangels Erfolg auch nie aufgeklärt wurde.
Das große Plus des Films ist sein unverbrauchtes Ensemble, das mit natürlicher Ausstrahlung punktet. Ansonsten kann man sich auch die erste Staffel von „Heroes“ noch mal anschauen.
Wertung: 3 von 5 Punkten