Im Bett mit dem Ex-Mann
In „Wenn Liebe so einfach wäre“ lässt sich Meryl Streep auf eine Affäre mit ihrem einstigen Gatten ein. Ein launiger, gut gespielter Spaß.
Es tut Jane Adler (Meryl Streep) immer noch weh, wenn sie ihren Ex Jake (Alec Baldwin) zusammen mit seiner neuen Gattin (Lake Bell) sehen muss. Der Hochzeitstag eines befreundeten Pärchens ist ein solcher Anlass, von dem sich die resolute Geschäftsfrau und Mutter dreier erwachsener Kinder frühzeitig verabschiedet, um das unwürdige Geturtel inklusive Pogegrabsche nicht ertragen zu müssen.
Dass die alte Flamme immer noch lodert, merken Jane und Jake, als sie sich in New York anlässlich der Abschlussfeier des gemeinsamen Sohnes in einer Hotelbar treffen. Zunächst widerwillig, aber mit zunehmendem Alkoholkonsum immer gelöster plaudern sie über alte Zeiten, bis sie schließlich am nächsten Morgen im selben Bett aufwachen. Auf die selbstverliebte Feststellung, wie toll er die Nacht fand, muss sie sich erstmal herzhaft in den Nachttisch übergeben.
Was ein einmaliger Ausrutscher sein soll, wächst sich zur handfesten Affäre aus. Jane findet sich dabei in der Rolle wieder, auf die sie 15 Jahre lang einen berechtigten Groll hegte: die der anderen Frau.
Nancy Meyers, Hollywoods Komödien-Spezialistin, die aus jedem ihrer bisherigen Filme ("Was Frauen wollen", "Was das Herz begehrt", "Liebe braucht keine Ferien") einen Kassenhit gemacht hat, versammelte für ihren neuen Hormonschwank "Wenn Liebe so einfach wäre" ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble: Alec Baldwin spielt mit Hingabe den aus dem Leim gegangenen Galan, während Meryl Streep wie üblich mit trockenem Witz und mädchenhaftem Charme die Szenerie überstrahlt.
Komplettiert wird der reife Liebesreigen durch Steve Martin, der, ganz gegen sein hibbeliges Image, einen schüchternen, abgeklärten Architekten spielt, an dem Jane parallel zu ihrer Liaison mit der Vergangenheit Gefallen findet. Dieser Adam steht für alles, was Jane an Jake schon während ihrer Ehe vermisst hat: Loyalität, Aufrichtigkeit, vor allem aber Monogamie.
Klingt zunächst gähnend langweilig, und tatsächlich vergisst Jane bei den ersten drei Aufeinandertreffen auch ständig den Vornamen. Als sie allerdings erkennen muss, dass Jake sogar während einer Affäre vor Unzuverlässigkeit nur so strotzt, beginnt sie, Adam mit anderen Augen zu sehen.
Ab diesem Läuterungsmoment schliddert der Film zwar in vorhersehbare Gewässer, allerdings fängt Regisseurin und Autorin Meyers diesen Mangel an Originalität mit ihren charmanten Dialogen auf. Den vielleicht schönsten Moment des Films gibt es nach einem der vielen Schäferstündchen, die sich Jane und Jake leisten: Weil seine offensichtlich ungesunde Ernährung bei all der Körperanstrengung ihren Tribut zollt, muss der Arzt gerufen werden.
Dabei ergibt eine Notlüge die andere, bis Jane sich in die Ecke gedrängt sieht, etwas zu sagen, was man nun wirklich nicht in der Öffentlichkeit sagen will. Allein den Genuss auf dem Gesicht der Streep zu sehen, während sie es sagt, macht den Film sehenswert.
Wertung: 4 von 5 Punkten