Jafar Panahi nicht bei der Berlinale
Berlin (dpa) - Der neue Film des in seiner Heimat verfolgten iranischen Regisseurs Jafar Panahi ist im Geheimen gedreht worden.
„Wir wollten nicht publik machen, dass wir dieses Projekt machen“, sagte Panahis Co-Regisseur Kamboziya Partovi am Dienstag bei der Berlinale über die Dreharbeiten zum Film. Den Dreh in einem etwas abgeschieden gelegenen Haus geheim zu halten, sei jedoch nicht so einfach gewesen. „Wir haben festgestellt, dass, egal was wir machen, von außen das Licht gesehen würde. Deswegen haben wir Vorhänge vor die Fenster gemacht.“
Panahi (52) selbst konnte nicht zur Berlinale anreisen. Partovi war mit der Hauptdarstellerin Maryam Moghadam gekommen. Vor dem Berlinale-Palast am Potsdamer Platz protestierten einige Demonstranten für Panahi.
Der Film „Geschlossener Vorhang“ erzählt von einem Schriftsteller und Filmemacher, der sich in einem abgeschiedenen Strandhaus von der Außenwelt abschottet und alle Fenster mit dunklen Vorhängen verdeckt. Doch dann dringt eine junge Frau in das Haus ein. Das in Teilen dokumentarisch anmutende Kammerspiel läuft bei der Berlinale im Wettbewerb.
Panahi, der sich offen zur Opposition im Iran bekennt, hat in seiner Heimat Arbeitsverbot. Er gewann bereits 2006 für „Offside“ einen Silbernen Bären der Berlinale. Vor zwei Jahren war der Iraner Mitglied der Berlinale-Jury, durfte aber nicht nach Berlin kommen.
Ursprünglich sei das Projekt als eine Art Beschäftigung für Panahi gedacht gewesen, sagte Partovi (Jahrgang 1955). „Nicht-Arbeiten ist schwierig. Es kann depressiv machen.“ Das gelte gerade für einen Regisseur wie Panahi, der „auf der Höhe seines Schaffens“ sei. Gemeinsam hätten sie daher überlegt, was sie „abhängig von den Umständen“ tun und schaffen können.
Ob sie wegen des Film nun Konsequenzen fürchten müssen, ist unklar. „Wir können das nicht vorhersehen“, sagte Partovi. Es sei noch nichts Konkretes passiert. „Wir warten. Wir wissen nicht, was uns die Zukunft bringen wird.“
Die junge Frau im Film äußert immer wieder die Sehnsucht zu sterben. Ob Panahi auch solche Gedanken habe, fragte ein Journalist. „Es ist nicht so, dass er ständig darüber nachdenken würde“, sagte Partovi. „Aber ich selber denke: Wenn ich nicht arbeiten könnte und nur zu Hause wäre, würde ich sicher darüber nachdenken.“
Die Berlinale bedauerte, dass Jafar Panahi nicht beim Festival sein konnte. „Aber wir freuen uns, dass sein Co-Regisseur und die Hauptdarstellerin den Film repräsentieren können“, sagte eine Sprecherin der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Die Bundesregierung hatte den Iran zuvor aufgefordert, dem Regisseur die Teilnahme an der Premiere von „Geschlossener Vorhang“ zu ermöglichen.