Jubel für neuen Pixar-Film in Cannes

Cannes (dpa) - Der neue Animationsfilm „Alles steht Kopf“ hat die Zuschauer beim Filmfestival Cannes zu Begeisterungsstürmen hingerissen.

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Regisseur Pete Docter, der für „Oben“ einen Oscar gewann, stellte das kunterbunte Spektakel aus dem Animationsstudio Pixar am Montag in Südfrankreich vor. Es erzählt von der elfjährigen Riley und deren Gefühlen, als sie mit ihrer Familie nach San Francisco umziehen muss. Voller origineller Ideen und mit viel Einfühlungsvermögen schaut Docter in den Kopf des Mädchens, wo ein emotionales Chaos herrscht. Nach einer ersten Vorstellung gab es euphorische „Bravo“-Rufe.

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In Riley Gehirn „leben“ fünf verschiedene Gefühle, die das Mädchen bislang im Gleichgewicht gehalten haben. Doch als dann Glück und Trauer durch einen dummen Unfall aus der Zentrale geschleudert werden, bleiben Riley nur noch Wut, Angst und Ekel - nicht wirklich ideal für den neuen Start an der Westküste. Kein Wunder, dass sie in der Schule plötzlich in Tränen ausbricht und selbst auf ihren Lieblingssport keine Lust mehr hat. Umso wichtiger, dass Glück und Trauer sich so schnell wie möglich aus den anderen Hirnarealen herauskämpfen.

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Regisseur Docter kreiert nach „Oben“ und „Die Monster AG“ erneut eine fantasievolle Welt mit wunderbar schrägen Helden: Seine Trauer etwa ist grummelig-lethargisch, doch ohne sie gäbe es eben auch nicht das immer optimistische Glück. Nur gemeinsam können sie in die Gehirnzentrale zurückkehren, und nur mit ihnen zusammen wird Riley das ausgeglichene, liebenswerte Mädchen. Docter gelingt es einmal mehr, seine animierten Figuren so real und so herzlich darzustellen, dass Rileys Gefühlschaos die Zuschauer tatsächlich berührt.

Seine Tochter Elie habe ihn zu diesem Film inspiriert, erzählte Docter in Cannes. Sie habe sich mit zehn, elf Jahren verändert, so sei sie stiller geworden. „Ich habe mich gefragt: „Was geht nur in ihrem Kopf vor?!““. So habe er die Idee für „Alles steht Kopf“ bekommen. Der Film läuft beim Filmfest außer Konkurrenz.

Isabelle Huppert hingegen kam für ein deutlich düsteres Drams an die Croisette. „Louder Than Bombs“ erzählt von einem Vater und seinen zwei Söhnen, die mit dem Tod der Mutter Isabelle (Huppert) klarkommen müssen. Isabelle brachte sich als Kriegsfotografin selbst häufig in Gefahr. Doch als sie dann Zuhause bei einem Autounfall ums Leben kommt, bleiben Gene und seine Söhne mit unterschiedlichsten Erinnerungen zurück.

Der norwegische Regisseur Joachim Trier zeichnet in dem Wettbewerbsbeitrag so ein komplexes Bild einer Familie in einer Ausnahmesituation. Während der ältere Sohn (Jesse Eisenberg, „The Social Network“) gerade selbst Vater geworden ist, versucht sein Vater (Gabriel Byrne, „Die üblichen Verdächtigen“), den Söhnen Halt zu geben. Dabei stellt Trier die Figur des jüngeren Sohnes besonders facettenreich dar, grenzt sich dieser doch immer weiter von seinem Vater ab, um dann aber schließlich mit der Situation spürbar zu reifen.