Kakerlaken für Millionen: RTL-Dschungelshow top
Die Dschungelshow wurde anfangs als menschenverachtend und widerlich kritisiert. Das war 2004 - heute ist der Zuschauer Trash-TV gewohnt und lacht darüber, wenn sich Promis zum Affen machen. Die fünfte Staffel startete mit einem Quotenrekord - und einem coolen Ex-Hippie.
Berlin. Ist es Voyeurismus, Schadenfreude oder einfach ein harmloser Spaß? Millionen Menschen haben der RTL-Dschungelshow „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ am Wochenende einen Rekord-Start beschert. 7,28 Millionen Menschen schalteten am Freitagabend ab 22.15 Uhr den Auftakt der fünften Staffel ein - so viele waren noch nie beim Einzug der Prominenten ins Dschungelcamp dabei, wie der Kölner Privatsender stolz verkündete.
Der Marktanteil lag bei 28,2 Prozent. Besonders die jüngeren Zuschauer ergötzten sich am Treiben der Promis im australischen Busch: 39,3 Prozent der 14- bis 49-jährigen Fernsehzuschauer schalteten am Freitag das Format ein; am Samstag waren es immerhin noch 29,8 in dieser werberelevanten Zielgruppe
. Vielleicht waren die Fans des sogenannten Trash-TV nach einem Jahr Dschungelshow-Pause einfach ausgehungert, vielleicht hatte RTL die Kandidatenkür in diesem Jahr besonders geschickt inszeniert. Immer wieder wurden Namen diverser B- und C-Promis auf dem Boulevard gehandelt, stets gab es von RTL nur „Kein Kommentar“.
Dann der Coup: Rainer Langhans - Ikone der 68er-Bewegung, damaliger Liebhaber von Uschi Obermaier und Gründer der legendären Kommune 1 - wird Urwaldbewohner! Das Dschungelcamp sei doch auch eine Art Kommune, meinte der 70-Jährige. Doch was die Zuschauer am Freitag und Samstag (5,80 Millionen/21,9 Prozent) zu sehen bekamen, entsprach kaum dem Kommune-Klischee von Sex, Drugs and Rock'n'Roll: Altbekannte Ekelprüfungen, altbekannte Weisheiten am Lagerfeuer, altbekannte Zickereien und Lästerattacken - jedoch von neuen Teilnehmern.
Es ist aber auch eine illustre Mischung aus Ex-, Möchtegern- und Trash-Stars, die RTL diesmal in den australischen Busch locken konnte: Neben Langhans gehören die Models Gitta Saxx (45) und Sarah Knappik (24), die Schauspieler Matthieu Carrière (60) und Katy Karrenbauer (48), die Sänger Jay Khan (28) und Indira Weis (31), Schwimmer Thomas Rupprath (33), Wedding-Planer Frank Matthée (42), Moderator Peer Kusmagk (35) und Jacob-Sister Eva Jacob (67) zu den Abenteuer-Campern, die am 29. Januar zum „Dschungelkönig“ gewählt werden wollen.
Und dann sind da natürlich die eigentlichen Prominenten in der grünen Hölle des fünften Kontinents: Kakerlaken, Heuschrecken, Blutegel, Mehlwürmer, Schlangen und Ratten. Wenn beide Promi-Spezies aufeinandertreffen, nennt RTL das Dschungelprüfung: So mussten Carrière und Neu-„Playboy“-Nackedei Weis zappelnde Tierchen 20 Sekunden lang zwischen den Lippen balancieren, Langhans durfte sich einen gläsernen Sarg mit unzähligen Kakerlaken teilen
. Demnächst dürften auch wieder Ekelspeisen auf den Tisch kommen: Wie wäre es mal wieder mit Känguru-Hoden oder Mehlwürmer-Brei? Die drei bisherigen Kandidaten erwiesen sich dabei als harte Knochen - sie hielten all das Getier sowie die beiden Moderatoren Dirk Bach und Sonja Zietlow klaglos aus und gewannen Essensrationen für das gesamte Team.
Für Freunde der süffisanten Häme liefern Bach und Zietlow wieder eine gelungene Show. Doch der eigentliche Gewinner bislang heißt Langhans: Kein Kommune-Gelaber, keine Liebet-die Welt-Philospohien - er sitzt einfach nur da, fast meditativ, lässt Spott und Witze an sich abprallen, ruht in sich selbst.
Der Ex-Hippie macht den Menschenzoo zwar mit - die angeblich 50 000 Euro Antrittsprämie als gutes Argument im Rücken - macht sich aber nicht zum Affen. Vielleicht ist ja er der Betrachter, der Schadenfreude empfindet angesichts der Millionen, die ihre Freizeit mit Dschungel-TV totschlagen.