„Mr. Morgan’s Last Love“: Neuer Geschmack am Leben

Michael Caine und Clémence Poésy überzeugen in „Mr. Morgan’s Last Love“ mit ihrer ungewöhnlichen Freundschaft.

Düsseldorf. Bittersüß und charmant verfilmt die deutsche Regisseurin Sandra Nettelbeck den französischen Roman „Die letzte Liebe des Monsieur Armand“ von Françoise Dorner.

Die beiden Hauptdarsteller, der zweifache Oscar-Preisträger Michael Caine („The Dark Knight“, „Der stille Amerikaner“) in der Rolle des trauernden Witwers und die Französin Clémence Poésy („127 Hours“) als lebensfrohe, junge Tanzlehrerin, sorgen für Leinwandpräsenz und dafür, dass die Geschichte zwar zutiefst berührt, aber nicht ins Seichte abgleitet.

„Drei Jahre, zehn Monate und elf Tage“ — der amerikanische, ehemalige College-Professor Matthew Morgan (Michael Caine) weiß es ganz genau. An diesem Tag hat sich sein Leben gedreht, an diesem Tag ist seine geliebte Frau Joan (Jane Alexander) einem Krebsleiden erlegen.

Seitdem verbringt er seine Zeit wie in einem Kokon, abgeschieden von allem, was Normalität bedeutet. Täglich besucht er die ehemaligen gemeinsamen Lieblingsplätze. Obwohl Monsieur Morgan seit vielen Jahren in Paris lebt, hat er die französische Sprache nie gelernt und ignoriert beharrlich, dass man nicht bereit ist, ihm auf Englisch zu antworten. Mit aller Kraft hält der Amerikaner an seinen Erinnerungen und der Stadt fest.

Er weigert sich auch, die französische Metropole zu verlassen, um zu seinen beiden erwachsenen Kindern Karen (Gillian Anderson) und Miles (Justin Kirk) in die USA zu ziehen. Lieber irrt er, einem Schlafwandler gleich, durch Paris.

Bei einer Busfahrt bietet ihm eine junge Frau (Clémence Poésy) ihren Platz an, beinahe entrüstet lehnt er ab. Trotzdem scheint die junge Frau den in der Vergangenheit Gefangenen erreicht zu haben. Ihr Lächeln und ihre Ausstrahlung erinnern ihn an seine verstorbene Frau in den Anfängen ihrer Beziehung. In den darauffolgenden Tagen versucht er, ihr im Bus wiederzubegegnen, verfolgt sie schließlich bis zu ihrem Arbeitsplatz, einem Tanzstudio, und findet heraus, dass sie Pauline heißt.

Eine zarte Beziehung entwickelt sich zwischen dem alten Mann und der schönen Frau, die seine Tochter sein könnte. Eine Verbindung, die Matthew sich seinen in den USA lebenden Kindern wieder näher fühlen lässt, was bei ihnen aber nur Unverständnis hervorruft. Dann verliebt sich Pauline in seinen Sohn Miles . . .

Der fünfte Kinofilm (u. a. „Bella Martha“, „Rezept zum Verlieben“, „Helen“) von Sandra Nettelbeck hätte in einer Kitschorgie enden können, doch er harmoniert perfekt als Zusammenspiel der beiden brillanten Hauptdarsteller, den gut ausgesuchten Nebendarstellern und der von Kameramann Michael Bertl bildermächtig in Szene gesetzten Seine-Metropole Paris.