Oscar wird 85: Emil Jannings triumphierte 1929
Los Angeles (dpa) - Sein deutscher Akzent spielte 1929 in Hollywood keine Rolle. Für seine Auftritte in den beiden Stummfilmen „Der Weg allen Fleisches“ und „Sein letzter Befehl“ wurde Schauspieler Emil Jannings bei der ersten Oscar-Verleihung zum „Besten Hauptdarsteller“ gekürt.
Diese Ehre wurde bis heute keinem anderen deutschen Star zuteil. Doch bei der Preisverleihung am 16. Mai 1929 war Jannings gar nicht dabei. Schon drei Monate zuvor waren die Namen der Gewinner von der jungen Filmakademie verkündet worden. Der Deutsche musste nach Hause, die vergoldete Statue holte er sich vorher ab.
Damals hieß der Preis noch „Academy Award of Merit“, den Spitznamen Oscar genehmigte der Filmverband offiziell erst ab 1939. Die ersten Trophäen wurden bei einem Gala-Dinner im Roosevelt Hotel in Hollywood verliehen. Schauspieler Douglas Fairbanks, erster Chef der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, übergab die Preise. Kein roter Teppich, keine Kameras, nur ein Dutzend Trophäen. Charlie Chaplin gewann einen Spezialpreis für seinen „Genius“ als Drehbuchschreiber, Schauspieler, Regisseur und Produzent im Film „Der Zirkus“. Den Top-Preis holte der Stummfilm „Wings“. Das sollte erst wieder 2012 dem französischen Stummfilm „The Artist“ gelingen.
Bis zu dem Glamour-Spektakel mit rotem Teppich und einem Millionenpublikum in aller Welt war es ein langer Weg. 1953 ist die Gala erstmals im Fernsehen zu sehen, seit 1966 auch in Farbe. Seit der ersten Trophäen-Vergabe vor 85 Jahren hat der Oscar keinen Geburtstag verpasst, nur dreimal wurde er später als geplant gefeiert: Nach einer Flutkatastrophe 1938 wurde die Verleihung um eine Woche verschoben, nach der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King 1968 um zwei Tage, nach dem Attentat auf US-Präsident Ronald Reagan 1981 um einen Tag.
Die begehrteste Filmtrophäe Hollywoods ist 35 Zentimeter hoch und vier Kilogramm schwer. Die Figur gleicht einem Ritter, der mit einem Schwert auf einer Filmspule steht. Seinen Spitznamen verdankt er angeblich der Bibliothekarin Margaret Herrick. Die Statue sehe ihrem Onkel Oscar ähnlich, meinte die spätere Akademie-Direktorin.
Mit 22 Oscar-Trophäen ist Walt Disney der Rekordhalter. Meryl Streep führt unter den Schauspielerinnen mit 18 Nominierungen, drei Mal holte sie Gold. Mit vier Oscars liegt aber Katharine Hepburn zahlenmäßig vorn, gefolgt von Daniel Day-Lewis mit drei Schauspiel-Trophäen. Mit 10 Jahre ist Tatum O'Neal die jüngste Darstellerin mit einem Oscar, Christopher Plummer mit 82 der Älteste.
Als erste schwarze Schauspielerin wurde Hattie McDaniel 1940 für ihre Nebenrolle als Haushälterin im Melodrama „Vom Winde verweht“ geehrt. Erst 1964 kam ein Oscar für den schwarzen Star Sidney Poitier für „Lilien auf dem Felde“ dazu. Mit Tränen in den Augen und nahezu fassungslos rang Halle Berry 2002 nach Worten, nachdem sie als erste Schwarze in der Oscar-Geschichte den Preis als beste Hauptdarstellerin („Monster's Ball“) bekam.
Drei Filme sahnten jeweils elf Oscar-Trophäen ab: „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (2004), „Titanic“ (1998) und das Kostümepos „Ben Hur“ (1960) mit Charlton Heston in der Hauptrolle.
Doch ebenso schlagzeilenträchtig sind die Niederlagen. Geniale Filmemacher wie Alfred Hitchcock, Orson Welles und Robert Altman haben nie einen Regie-Oscar gewonnen. Als Hitchcock 1968 schließlich einen Ehren-Oscar in Empfang nahm, bedankte er sich knapp mit zwei Worten: „Thank You“. Als er nach einer kleinen Pause noch „Ich danke Ihnen vielmals“ hinterher schob, war das Mikrofon schon abgestellt.
Nicht viel gesprächiger war der deutsche Filmkomponist Hans Zimmer, als er 1995 den Musik-Oscar für „Der König der Löwen“ in der Hand hielt. „Ich bin unglaublich nervös. Ich sage euch, Filmmusik zu komponieren ist viel einfacher als das hier“, stammelte der gebürtige Frankfurter und machte sich schnell wieder von der Bühne. Ein gutes Dutzend Oscars sind in deutscher Hand. Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“, 1980), Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“, 2003) und Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben der Anderen“, 2007) holten den „Auslands-Oscar“ für den besten nicht-englischsprachigen Film.
Die Oscar-Bühne ist immer für Überraschungen gut. Regisseur James Cameron erklärte sich 1998 nach seinem „Titanic“-Sieg zum „König der Welt“. Dokumentarfilmer Michael Moore („Bowling for Columbine“) nutzte seine Rede 2003 für harsche Kritik am Irakkrieg. „Schande über Sie, Mr. Bush“, wetterte er gegen den damaligen US-Präsidenten George W. Bush.
Auch Marlon Brando protestierte, als ihn die Akademie 1973 für „Der Pate“ mit einem weiteren Oscar ehren wollte. Er boykottierte die Show und schickte eine indianische Aktivistin auf die Bühne als Zeichen für die Unterdrückung der amerikanischen Ureinwohner. Ein Jahr später lief ein nackter Mann über die Oscar-Bühne. Moderator David Niven brachte den Saal mit einer schlagfertigen Bemerkung über die „Unzulänglichkeiten“ des Flitzers zum Lachen.