„Randale-Ralph“ ist ein ganz Lieber

Der neue Disneyfilm schwelgt im Charme alter Videospiele.

Düsseldorf. Wer will schon immer als der Böse gelten, wenn er doch eigentlich Gutes im Sinn hat? Unter diesem Schicksal leidet auch „Randale-Ralph“ aus dem neuen Disney-Weihnachtsfilm. Tag für Tag arbeitet der animierte Antiheld in einem ruckeligen Videospiel-Automaten, der mit seiner pixeligen 8-Bit-Optik als Retro-Attraktion in einer Spielhalle steht. Doch darauf hat Ralph keine Lust mehr.

Denn selbst zum 30-jährigen Jubiläum des Spiels haben dessen Bewohner alle eingeladen — nur Ralph nicht. Denn er macht immer alles kaputt. Oder wie Ralph es sagen würde: „Ich mache keine Sachen, ich krache Sachen.“ Darauf ist er nun mal programmiert. Von seinem guten Herzen merkt in der Zwei-Klassen-Videospielgesellschaft niemand etwas.

Doch „Randale-Ralph“ will „einfach nicht mehr der Böse sein“, sondern der Welt zeigen, wer er wirklich ist. Der diesjährige Disney-Weihnachtsfilm, der von Simpsons-Regisseur Rich Moore inszeniert wurde, vereint den Retro-Charme der alten pixeligen Arcadespiele mit moderner Animationstechnik in 3D.

Die Kulisse ist zwar nach Stand der Technik perfekt inszeniert, spielt aber ständig auf die eingeschränkte Spieletechnik der 80er an. Die Bäume in Ralphs Heimat sind quaderförmig wie in alten Mario-Welten. Flüssigkeit spritzt quasi quadratisch auf den Boden.

Reizvoll ist neben der perfekten 3D-Ästhetik, die die vorhersehbare Handlung zeitweise vergessen macht, vor allem das humoristisch getarnte Product Placement: Explosionen werden vornehmlich durch in Cola fallende Mentos ausgelöst, hüten sollte man sich vor dem tödlichen Nesquick-Treibsand.

Beim Spiele-Hopping lernt Ralph in einem Süßigkeiten-Schlaraffenland sein weibliches Pendant kennen: Vanellope von Schweetz ist winzig klein und hat pechschwarze Haare. Der wandelnde Programmierfehler mit dem losen Mundwerk ist in seinem Rennspiel aber genauso einsam wie Ralph. Und die beiden erkennen in diesem liebevoll gestalteten Familienfilm natürlich schnell, dass sie die starren Verhältnisse von Gut und Böse nur gemeinsam aufbrechen können.