„The Revenant“ mit DiCaprio ist der große Oscarfavorit

Los Angeles (dpa) - Wer wird Ende Februar Oscar-Gold scheffeln: Ein brutaler Rachethriller in der verschneiten Wildnis oder ein postapokalyptischer Actionfilm?

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Die Preisverleihung in Hollywood könnte ein Duell werden zwischen „The Revenant - Der Rückkehrer“ von Alejandro González Iñárritu und George Millers „Mad Max: Fury Road“. Beide gehen mit den meisten Nominierungen ins Oscar-Rennen, beide konkurrieren um die Top-Trophäe als bester Film.

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„The Revenant - Der Rückkehrer“ geht mit zwölf Nennungen in Führung. Leonardo DiCaprio (41) hätte sich seinen ersten Oscar redlich verdient. Das seien die härtesten Dreharbeiten seines Lebens gewesen, versicherte er kürzlich mit der Golden-Globe-Trophäe als bester Drama-Darsteller in der Hand. Das glaubt man ihm gerne: Er spielt den Pelztierjäger Hugh Glass in der verschneiten Wildnis, der von einem Grizzlybären zerfetzt und von anderen Trappern halb tot zurückgelassen wird. Gedreht wurde in heftigen Schneestürmen und eisigen Flüssen, vor der Kamera musste DiCaprio rohe Bisonleber essen.

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Fünfmal war DiCaprio seit 1993 schon für einen Oscar nominiert, als Schauspieler und Produzent von „The Wolf of Wall Street“ und als Darsteller für „Blood Diamond“, „Aviator“ und „Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa“. Er ging bisher aber immer leer aus. Seine fast stumme Rolle in dem Rachethriller könnte nun endlich Gold bringen.

Der Mexikaner Alejandro González Iñárritu musste schon bei der Oscar-Vergabe 2015 einiges tragen. Gleich drei Oscar-Trophäen steckte er vor einem Jahr für Regie, Original-Drehbuch und als Produzent des besten Films „Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ ein. Es war eine bitterböse Komödie über Egos und Eitelkeiten im Showgeschäft. Nun folgt mit „The Revenant - Der Rückkehrer“ das Kontrastprogramm und eine weitere Oscar-Chance.

Die Regielegende George Miller könnte ihm den Gewinn aber streitig machen. Der Australier bewies, dass man mit 70 noch einen spektakulären Actionfilm drehen kann. In „Mad Max: Fury Road“ schickt er Tom Hardy und Charlize Theron durch ein apokalyptisches Inferno - und holte damit überraschend zehn Oscar-Nominierungen. Als Regisseur übersehen wurde dagegen der Regie-Veteran Ridley Scott (78), dessen Weltraumepos „Der Marsianer - Rettet Mark Watney“ immerhin sieben Nominierungen brachte, darunter für Hauptdarsteller Matt Damon.

An die 19 Nominierungen und drei Oscar-Gewinne von Meryl Streep (66) kommt Cate Blanchett (46) noch nicht heran, aber die Australierin schaffte jetzt ihre siebte Oscar-Nominierung. Als elegante High-Society-Lady „Carol“, die sich in den 1950er Jahren in eine Frau verliebt, könnte sie ihren dritten Goldjungen holen. Auch Hollywood-Liebling Jennifer Lawrence („Joy - Alles außer gewöhnlich“) ist wieder im Rennen, mit 25 Jahre die vierte Nominierung. Als Favoritin gilt jedoch Brie Larson (26), die mit ihrer Rolle in dem Mutter-Sohn-Drama „Room“ schon den Golden Globe gewann.

Auch die Action-Ikone Sylvester Stallone boxte sich unter die Oscar-Kandidaten. 40 Jahre nach seinen ersten „Rocky“-Erfolgen könnte er nun mit seiner Nebenrolle in „Creed - Rocky’s Legacy“ die Trophäe gewinnen.

Für Deutschland war die Verkündung der Nominierungen eher eine Pleite. Der deutsche Film „Im Labyrinth des Schweigens“ von Regisseur Giulio Ricciarelli schaffte es nicht in die Endrunde um den „Auslands“-Oscar. Nur „Alles wird gut“ von Patrick Vollrath hat in der Sparte „Live-Action-Kurzfilm“ eine Chance.

Der Afroamerikaner Chris Rock (50) kehrt am 28. Februar als Oscar-Moderator zurück. Der freche Komiker hat reichlich Stoff für bissige Seitenhiebe. Denn auch in diesem Jahr hat die Oscar-Akademie schwarze Talente in den vier Schauspielkategorien wieder völlig übersehen. Unter dem Hashtag #oscarssowhite wurde das schon 2015 heftig im Netz kritisiert, nun folgt #OscarsSoWhite 2.0. Auf Twitter gab Rock bereits eine lästernde Kostprobe: In einem Video stäubt er sich mit weißem Pulver ein.