ARD-Tatort „Totenstille“ - der umstrittene Kommissar Striesow bei Gehörlosen

Seit 2003 ermittelt Devid Striesow als „Tatort“-Kommissar im Saarland. In der fünften Folge taucht er am heutigen Sonntagabend in die Welt der Gehörlosen ein.

Devid Striesow alias Kriminalhauptkommissar Jens Stellbrink lernt am PC Gebärdensprache - eine Szene des saarländischen Tatorts „Totenstille“

Foto: Manuela Meyer

Saarbrücken. Devid Striesow lernt Gebärdensprache. In „Totenstille“ ermittelt der Saarbrücker „Tatort“-Hauptkommissar Jens Stellbrink - wie gewohnt mit roter Vespa und Helm - in der Welt der Gehörlosen. Um die Sprache der Verdächtigen besser verstehen zu können, will er sich in seinem fünften Fall für den Saarländischen Rundfunk (SR) nicht allein der Dienste einer Dolmetscherin bedienen. Denn die Gehörlosen haben einen ganz eigenen Zugang zu den Dingen. „Am Ende sind wir doch immer die Verarschten“, sagt Ben Lehner (Benjamin Piwko), einer der Hauptverdächtigen im Film.

„Totenstille“ läuft am 24. Januar um 20.15 Uhr in der ARD. Mit der Krimi-Folge hat Regisseur Zoltan Spirandelli eine solide Arbeit abgeliefert. Die Geschichte beginnt in einem Saarbrücker Hotel. Während des Leichenschmauses zur Beerdigung des Leiters einer Gehörlosenschule stirbt einen Stock höher eine Frau beim Sex und wird später aus der Saar gezogen. Als auch eine Frau aus der Gehörlosengruppe ermordet wird, entdeckt Stellbrink die Verbindung.

Striesow ermittelt seit 2013 in Saarbrücken. Die ersten Folgen hatten dem SR, dem nach Radio Bremen zweitkleinsten ARD-Sender, recht ordentliche Quoten gebracht - zwischen gut 8,3 und 9,5 Millionen Zuschauern bei den ersten drei Folgen und 6,48 Millionen beim traditionell weniger geschauten „Weihnachtstatort“ vor gut einem Jahr. Bei der Kritik kamen die weniger gut an und die Internet-Fan-Gemeinde reagierte bei den ersten beiden Folgen sogar mit einem Shit-Storm.

Der hat sich zwar gelegt, doch rangiert Ermittler Stellbrink weiter bei den Fans - zumindest im Internet - auf dem letzen Platz der Beliebtheitsskala. Striesow sieht die Kritik locker: „Am Anfang ist alles, was neu ist, gewöhnungsbedürftig. ... Ich habe nicht die Angst, wenn etwas schiefgeht, sofort auszusteigen. Ganz im Gegenteil: Dann fängt für mich die Lust an, das Ding durchzubeißen“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“.

Striesows Ermittlungspartnerin, Hauptkommissarin Lisa Marx (Elisabeth Brück), und Staatsanwältin Nicole Dubois (Sandra Steinbach) sehen auch in der neuesten Folge eher blass aus. „Macht der echt alles im Alleingang?“, fragt Polizistin Mia Emmrich (Sandra Maren Schneider) im Film ob Stellbrinks unkonventioneller Ermittlungsmethoden. Und Dubois stellt fest: „Kommunikation ist nicht gerade seine Stärke.“

„Totenstille“ ist für einen SR-„Tatort“ mit ungewöhnlich viel Sex gewürzt. Die erste Tote gibt es beim wüsten Liebesspiel. Und am Ende verguckt sich Stellbrink beim Tanz auf seiner Dachterrasse in die rothaarige gehörlose Kassandra (Kassandra Wedel). Die nächste Folge des SR-„Tatorts“ gibt es wahrscheinlich erst in einem Jahr.