"Willkommen bei Habib": Auf der Suche nach der eigenen Identität
Michael Baumanns filmisches Kaleidoskop „Willkommen bei Habib“ geht der Frage nach: Was ist Heimat?
Düsseldorf. Eine Straßenkreuzung in Stuttgart ist das geografische und mentale Zentrum von Michael Baumanns filmischem Kaleidoskop „Willkommen bei Habib“, in dem die Geschichten von vier Männern unterschiedlicher Generationen zusammengeführt werden.
Am Rande des eher unwirtlichen Platzes betreibt Habib (Vedat Erincin) schon seit Jahrzehnten einen Imbiss, in dem er neben Döner auch Currywurst und Pommes verkauft. „Irgendwann macht der auch noch Sauerkraut auf den Döner“, schimpft sein Sohn Jan (Burak Yigit), der eigentlich Neco genannt werden will und sich lieber auf seine türkischen Wurzeln beruft, als so ein „Affirmationskanacke“ wie der Vater zu werden.
Gegenüber der Imbissstube betreibt Jans Mutter (Teresa Harder) einen Telefonshop. Jeden Tag sitzt dort ein alter Mann (Klaus Manchen) in der Kabine, der zu seiner Tochter Kontakt aufzunehmen versucht, die nichts mehr von ihm wissen will.
In der Mitte der Kreuzung campiert Bruno (Thorsten Merten) auf einer Verkehrsinsel. Bis vor kurzem war er in einem international agierenden Bauunternehmen ein hohes Tier. Nun verdächtigt man ihn, einige Millionen in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
In Michael Baumanns „Willkommen bei Habib“ ist jeder auf seine Weise ein Heimatloser und in der Folge von einschneidenden Ereignissen auf der Suche nach dem sicheren Hafen einer eigenen Identität. Was für den einen die Firma, ist für den anderen das Dorf, das er als junger Mann verließ, oder das Kind, das er vor vielen Jahren im Stich gelassen hat.
Baumann verwebt die gebrochenen Biografien zu einem bunt-melancholischen Flickenteppich und schaut den Figuren bei ihren unbeholfenen Versuchen zu, das eigene Leben neu auszurichten. Dabei wirkt allerdings die Steigerung der vierspurigen Dramaturgie hin zum reinigenden Gewitter etwas zu Drehbuchseminar-gerecht. Aber immerhin verzichten Baumann und seine Co-Drehbuchautorin Sabine Westermeier auf kollektive Happy-End-Feierlichkeiten und bleiben der offenen Haltung zu ihren Figuren auch auf der Zielgeraden treu.
Die Stärke des Films liegt eher in der Anlage der Charaktere als in der Struktur des Plots.
WZ-Wertung: Drei von fünf Punkten