Beuys-Museum: Das Wunder von Moyland
Aus einem Sammelsurium wurde ein klar geordnetes Kunstmuseum mit den Schätzen der Sammlung van der Grinten.
Bedburg-Hau. Schloss Moyland ist nicht wiederzuerkennen. Die wandfüllende Präsentation der Beuys-Sammlung van der Grinten bis zur Decke ist verschwunden. Aus dem Sammelsurium ist ein Museum geworden. Das moderne LED-Licht setzt Akzente. Endlich kommt jedes einzelne Werk in seiner Kostbarkeit zur Geltung.
Eva Beuys scheint die Arbeit von Museumschefin Bettina Paust erstmals zu dulden: Sie hat ihr keine Juristen auf den Hals geschickt, sondern alle Abbildungen, Objekte und Filme abgesegnet. Das hat es seit Jahrzehnten in Moyland nicht mehr gegeben.
Das Wunder ist zwei Frauen zu verdanken. Kultusministerin Ute Schäfer agiert sachbezogen im Hintergrund. Sie hat sich zu intensiven Gesprächen mit Eva Beuys getroffen. Die zweite ist Bettina Paust.
Sie war vor zwei Jahren mit einem Konzept angetreten, das die Stifter van der Grinten billigen mussten, sonst hätte sie die Leitung nicht übernommen. Sie baute das Haus für 2,4 Millionen Euro um, ordnete die Sammlung chronologisch und stellt das grandiose Frühwerk von Beuys, den Schatz von Moyland, in den Vordergrund.
Der Rundgang beginnt im Untergeschoss mit einem Überblick der figurativen Skulptur. Die Bronze des Heiligen Silvanus von Gerhard Marcks erhält einen eigenen Rundraum.
Ein paar Schritte davon entfernt stehen die auf große Glasplatten geschraubten frühen Eichenholz-Kreuze von Beuys (1948) — das eine mit flammendem Herzen als Symbol der Auferstehung, das andere mit Dornenkrone als Sinnbild des leidenden Christus. Unweit davon entfernt befindet sich ein Kreuz aus Blechdosen, dessen Blech ausgeschnitten und aufgeklappt ist, als nehme Beuys die afrikanische Kunst der Gegenwart voraus.
Erstmals sind die „Hasengräber“ (1964) mit den Farbtuben und den Resten der Tierkadaver ausgepackt, so dass man sie in der Totalen sieht. Beuys nahm eben nie bei der Theorie, sondern stets bei realen Dingen seinen Ausgangspunkt. Neben einem Explosionsbild von Arman zeigt Moyland das „Fluxusessen“ (1964) von Beuys, ein rätselhaftes Tellergericht mit Sprengstoffen.
Und ein Streitpunkt zwischen Eva Beuys und Moyland ist beigelegt: Die Collage „Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet“ (1964) hat wieder Schokoladenriegel. Das Provisorium aus Pappe gehört der Vergangenheit an. Der Chefrestaurator der Staatlichen Museen in Berlin fand nach langer Suche originale Schoko-Stücke, setzte sie ein und ließ sie sich von Eva Beuys absegnen. Bettina Paust: „Frau Beuys muss sehen, dass wir die Sammlung ernst nehmen.“
Das Museum hat auch einen anderen Kritikpunkt der Witwe beherzigt. So werden empfindliche Zeichnungen alle sechs Monate ausgetauscht. Das ist möglich, denn gezeigt werden nur 400 statt früher 4000 Arbeiten.