Dresdner Schauspielhaus mit Tuymans-Kunst für die Ewigkeit
Dresden (dpa) - Der Weg zum Parkett im Dresdner Schauspielhaus führt künftig an Kunst von Luc Tuymans vorbei. Der belgische Maler, einer der wichtigsten der Gegenwart, hat die Wände in den beiden Aufgängen bemalt - mit „Peaches“ und „Technicolour“ nach Motiven aus einem Reklamefilm von 1913.
Die beiden Wandbilder sind ein Geschenk. „Es war eine ganz spontane Entscheidung, denn das Theater ist ja auch 100 Jahre alt“, sagte der Künstler am Mittwoch. Die Stillleben von Pfirsichen und Blumen messen je 4,20 mal 4,80 Meter und sollen im Gegensatz zu vielen anderen Wandgemälden von ihm Bestand haben.
„So? Hier?“ Tuymans, auf einer roten Hebebühne stehend, setzt immer wieder den großen Pinsel auf noch weißer Fläche an. Langsam zieht er einen grauen Strich um vorhandenes Blau oder füllt Gebilde der Vorzeichnung mit sattem Grün. Sein Assistent dirigiert den Meister vom Parkettfoyer aus. „Ich hab das ja schon mal in Öl gemalt“, sagte Tuymans. Die für eine Londoner Schau 2012 geschaffenen Bilder der Werkgruppe „Allo!“ befinden sich in Privatbesitz.
Die Pfirsiche und Blumen strahlen nun auch in Dresden - in einer vier Mal größeren Licht-Explosion an der Wand. Nur je einen Tag hat Tuymans pro Bild gebraucht. „Es ist keine Reproduktion, sondern eine Neuschöpfung“, sagt der ehemalige Direktor der Galerie Neue Meister, Ulrich Bischoff. Er hatte Tuymans vor einigen Monaten ins Theater „geschleppt“, während ihrer Kuratorenschaft der Ausstellung „Die Erschütterung der Sinne“ im Albertinum.
Das Schauspiel wollte Passenderes als Landschaftsbilder des 19. Jahrhunderts für die Nischen in den Treppenhäusern. Theaterfreund Tuymans war sofort begeistert und wählte die mit fluoreszierenden Pigmenten und starken Hell-Dunkel-Kontrasten gemalten Technicolour- Bilder. „Es ist aber etwas anderes, eine Wand zu bemalen“, sagte er. Die meisten seiner bisher mehr als 75 Werke dieser Art bestanden nur auf Zeit, etwa bei Ausstellungen. „Das hier bleibt für die Ewigkeit.“
Damit schenkt Tuymans Sachsen Kunst für 2,5 Millionen Euro, wie er sagt. Ganz leer geht er dennoch nicht aus. Die Freundeskreise von Galerie und Theater bieten eine Edition mit Seidensiebdrucken der Motive. Zehn der auf 75 Stück limitierten Ausgabe sind verkauft. Tuymans selbst hofft auf eine Reaktion des großen Gerhard Richter, den er seit 20 Jahren ohne Erfolg zum Kaffee einlädt. „Ich muss ein bißchen drängeln“, lachte Tuymans, der eine genaue Vorstellung von dem Treffen hat: „Ein Schwarz-Weiß-Foto, wo Gerhard Richter vor den Blumen steht.“