Graf Dürckheim beschenkt Londoner Museum
34 Werke aus der Sammlung des Adligen bilden den Grundstock für eine Schau über deutsche Kunst der Moderne im Britischen Museum.
London. Genau ein Georg Baselitz und ein paar Werke von Gerhard Richter gehören bislang zur Sammlung moderner deutscher Kunst im Britischen Museum.
Jetzt kann sich der Kurator der Abteilung, Stephen Coppel, über Neuzugänge freuen. Möglich macht das eine Spende des deutschen Christian Graf Dürckheim.
34 Drucke und Grafiken bedeutender Nachkriegskünstler hat der Kunstsammler dem Haus vermacht. „Selbst wenn wir sie hätten haben wollen, wir hätten sie nicht finden können“, sagt Coppel über die Werke. Die meisten der Bilder sind nie öffentlich ausgestellt worden.
Das ändert sich im kommenden Jahr: Gezeigt werden die Werke von Richter, Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Blinky Palermo, A.R. Penck und Sigmar Polke gemeinsam mit 60 weiteren Drucken und Zeichnungen im Britischen Museum. „Deutschland geteilt: Baselitz und seine Generation“ heißt die Schau.
Das gräfliche Geschenk beinhaltet eine Sammlung von elf Zeichnungen, die Georg Baselitz zwischen 1960 und 1970 angefertigt hat, außerdem Drucke aus dieser Zeit. 17 Werke von Baselitz machen etwa die Hälfte der Schenkung aus.
Wenig weiß man über den Spender, Christian Graf Dürckheim. Er sei Jahrgang 1944, sagt Kurator Coppel, und er sei ein häufiger Besucher der britischen Hauptstadt.
Immerhin der Grund, warum der scheue Kunstsammler die Bilder dem Britischen Museum vermacht hat und nicht etwa einem renommierten deutschen Haus, ist bekannt: damit diese bedeutenden Kunstwerke des Deutschlands im 20. Jahrhundert in dessen internationaler Sammlung reflektiert werden.
Vielleicht ist ein weiterer Grund aber auch, dass der Graf sich inzwischen dem Sammeln noch modernerer Kunst widmet. Er interessiert sich für die YBAs, die Young British Artists, unter anderem Tracey Emin.
Graf Dürckheim, das hat sein Münchner Galerist Fred Jahn mal in einem Interview mit dem Online-Portal Artnet verraten, hat bereits früh angefangen, deutsche Nachkriegskunst zu sammeln. „Als Dürckheim zu sammeln begann, war noch nicht abzusehen, dass alle diese Künstler einmal museal würden“, erklärte Jahn. Den genauen Wert der Werke will Kurator Stephen Coppel nicht verraten, nur soviel: „Er liegt im sechsstelligen Bereich.“
Museumsdirektor Neil MacGregor, ebenfalls ein Freund deutscher Kunst, möchte das frühe Weihnachtsgeschenk dazu nutzen, den Briten 25 Jahre nach dem Fall der Mauer das moderne Deutschland näher zu bringen. „Wir wissen viel weniger über Deutschland als über unsere anderen europäischen Nachbarn“, sagt der Museumschef.
Das will er im kommenden Jahr ändern, im Jubiläumsjahr des Beginns des Ersten Weltkriegs und des Mauerfalls. In diesem Zusammenhang würden gerade die Künstler, die in der DDR aufwuchsen, eine bedeutende Rolle spielen, findet MacGregor.
Um sie zu würdigen, hat er jetzt mehr als nur einen Baselitz.