Aktionskunst Kunsthalle Messmer enthüllt Christos Lebenswerk
Riegel (dpa) - Sie haben in Berlin den Reichstag verhüllt, Bäume in einem Park in Riehen bei Basel verpackt und in den USA und Japan tausende bunte Schirme aufgestellt. Mit spektakulären Aktionen rund um den Globus hat sich das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude weltweit einen Namen gemacht.
Die Kunsthalle Messmer in Riegel bei Freiburg widmet den beiden Verpackungs- und Aktionskünstlers nun eine Ausstellung. Es ist den Angaben zufolge die erste große und umfassende Christo-Schau im Südwesten. Und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen von imposanter Aktionskunst, die Schlagzeilen macht.
„Für ein Museum, das sich der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts verschreibt, ist eine Ausstellung mit Originalwerken von Christo und Jeanne-Claude ein Traum“, sagt Museumschef Jürgen A. Messmer. In den aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gebäuden einer früheren Brauerei in Riegel hat der Unternehmer vor sieben Jahren ein Kunstmuseum eröffnet. Die Ausstellung „Christo: Objekte, Zeichnungen, Collagen“ gehört zu den diesjährigen Höhepunkten - und passt mit seinen imposanten Werken zu dem Museum und der geschichtsträchtigen Kulisse.
In der Region am Oberrhein waren Christo (81) und Jeanne-Claude (1935-2009) zuletzt 1998. Damals verhüllten sie in Riehen bei Basel im Park des Schweizer Kunstmuseums Fondation Beyeler öffentlichkeitswirksam knapp 200 Bäume. Mit der Verhüllung des Reichstags hatten sie zuvor auf sich aufmerksam gemacht.
In Riegel steht nun das gesamte Lebenswerk der Künstler im Mittelpunkt - von den Anfängen zu Beginn der 1960er Jahre bis zur bislang letzten Aktion Christos im vergangenen Sommer in Italien. Gezeigt werden rund 100 Werke aus fünf Jahrzehnten, darunter ein großes verhülltes Telefon aus den 70er Jahren sowie die Originalpläne zur Verhüllung des Reichstags 1995 in Berlin. Viele der Werke sind Unikate und von den Künstlern signiert, sagt eine Museumssprecherin.
„Die Schau zeigt alle Facetten des künstlerischen Wirkens“, sagt Ausstellungsmacherin Stefanie Thomas: „Es wird deutlich, wie die Kunst mit den Jahren immer größer wurde.“ In den 60er Jahren in New York verhüllte er Schaufenster oder verschnürte Alltagsgegenstände. Später wurden es ganze Gebäude und Landstriche, die Christo für seine Kunst nutzt und mit der er ein Millionenpublikum erreicht.
Mit einem Abbilden der bekannten Kunstaktionen begnügt sich die Schau nicht. Sie zeigt mit Zeichnungen, Grafiken, Fotos und Collagen, wie die Großinstallationen entstanden sind - von der ersten Idee bis zur Fertigstellung. Und richtet den Blick auch auf vergleichsweise kleine und unbekannte Kunstobjekte, die in der öffentlichen Betrachtung im Schatten der großen Performances stehen.
Christo selbst war in die Ausstellungsplanung eingebunden, sagt Thomas, auch wenn er in Riegel persönlich nicht dabei ist. Die Ausstellung öffnet erstmals an diesem Samstag (28. Januar) und ist den Angaben zufolge bis zum 18. Juni zu sehen.