Lehmbruck-Museum zieht die Reißleine
Das Haus häufte ein Millionendefizit an und hat jetzt mit Söke Dinkla eine neue Leiterin.
Duisburg. Das Wilhelm-Lehmbruck-Museum ist das wichtigste Bildhauermuseum in NRW. 2009 hatte Raimund Stecker die Leitung übernommen. Mit einem unbefristeten Vertrag — der nun mit sofortiger Wirkung aufgelöst wurde. Stecker verfolgte hohe Ziele für das „Zentrum internationaler Skulptur“ — in einer Stadt, die finanziell nicht eben auf Rosen gebettet ist. Als er anfing, standen ihm je 170 000 Euro für Ausstellungen und Ankäufe zur Verfügung. „Das Geld war aber schon für die laufenden Kosten ausgegeben“, sagt Stecker.
2011/12 machte das Museum eine Million Euro Defizit mit der Ausstellung „Hundert Jahre Lehmbrucks Kniende“. Die Schau über die berühmte Lehmbruck-Skulptur kam zwar gut an, aber das Minus ließ sich nicht mehr korrigieren. Dann war da noch die Diskussion um den Verkauf eines Werkes von Giacometti. Damit geriet das Haus in Misskredit. Vielen Experten schmeckte nicht, dass sich das Haus von seinen Schätzen trennen wollte.
Nun also die Auflösung des Vertrags. Hierzu sagte Oberbürgermeister Sören Link (SPD) als Kuratoriumsvorsitzender im Gespräch mit unserer Zeitung: „In den letzten zwei Geschäftsjahren gab es Defizite, die sich nicht mehr ausgleichen ließen. Stecker bekam zunächst eine Bewährungsfrist von einem Jahr, doch das Kuratorium sah zuletzt keine Perspektive mehr.“
Gefragt war das, was Link „künstlerische Ausrichtung bei der derzeitigen Situation“ nennt. Konkret: Mit sofortiger Wirkung wurde Söke Dinkla (50) eingestellt. Sie hatte schon als Kuratorin am Haus gearbeitet, kuratierte später das Kulturfestival „Akzente“. Ihre neue Aufgabe ist nicht einfach: „Wir müssen aus eigener Kraft und von Leihgaben leben. Einen Etat haben wir zunächst nicht. Aber die Sammlung ist so hochkarätig, dass wir im Juli zur ersten Ausstellung bitten.“