Ausstellung in Brühl Monster aus Mallorca: Mirós wundersame Wesen

Brühl (dpa) - Joan Miró war ein früher Mallorca-Urlauber. Schon als kleiner Junge verbrachte der 1893 in Barcelona geborene Uhrmachersohn die Ferien oft bei seinen Großeltern auf der Insel. Auf Jahrmärkten entdeckte er dort kleine Tonpfeifen-Figuren: Reiter, Stiere oder Frauengestalten.

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Sie faszinierten ihn so sehr, dass er sie sammelte. Später begann er selbst, fantasievolle Plastiken zu erschaffen. Eine Auswahl davon vereint jetzt das Max-Ernst-Museum in Brühl bei Köln für die Ausstellung „Miró - Welt der Monster“.

Es sind Monster, die niemandem Angst machen - sie sehen eher lustig aus. Sie kommen aus dem Museum der Fondation Maeght in Südfrankreich, das über 160 Miró-Skulpturen verfügt. Rund 40 bis zu drei Meter hohe Bronzeplastiken bilden jetzt das Herzstück der Ausstellung mit insgesamt 67 Werken. Es ist eine Schau für die ganze Familie, denn Mirós Traumfiguren sprechen alle an - Kinder ganz besonders.

Miró bewunderte Kinder dafür, dass sie - vor allem wenn sie noch kleiner sind - sofort zu basteln und zu malen anfangen können, ohne sich erst zu überlegen, was sie überhaupt darstellen wollen. Das ergibt sich dann schon von allein. Genauso wollte Miró auch arbeiten. Seine Formensprache habe sich eigentlich ohne sein Zutun von selbst entwickelt, sagte er. Sie sei langsam gewachsen wie ein Garten. Dabei half ihm auch ein früher Rat seines Kunstlehrers: Weil Miró anfangs zwar ein Gefühl für Farben hatte, sich mit Formen aber schwer tat, empfahl ihm der Lehrer, einen unbekannten Gegenstand mit verbundenen Augen abzutasten und hinterher aus der Erinnerung zu zeichnen.

1956 zog Miró ganz nach Mallorca, auf die Ferieninsel seiner Kindheit. Dort sammelte er am Saum des Meeres Material für seine Skulpturen: Treibholz, eine Sardinenbüchse, Muscheln, eine Feder. Alte Schwarz-Weiß-Fotos zeigen ihn in Badehose an den damals noch menschenleeren Sandstränden. In seinem Atelier stapelte er die Fundstücke mit vielen anderen Alltagsgegenständen in der Ecke. Er hatte da einen Strohhut, einen Plumpsklositz und einen Schildkrötenpanzer. Und er liebte es, diese Dinge zu immer neuen Figuren zusammenzusetzen.

Anschließend fertigte er davon eine Form an und goss die Figuren in Bronze. Danach konnte er die Gegenstände in anderer Kombination wieder neu verwenden. Weil er die so entstandenen Figuren meist bunt anmalte, wirken sie nicht wie aus Bronze. Sie sehen aus, als wären sie seinen Bildern entsprungen.

Um diese Verbindung zwischen Bildern und Skulpturen noch deutlicher zu machen, hat das Max-Ernst-Museum zusammen mit Experten des „Cologne Game Lab“ die App „Miró 360°“ entwickelt: Wenn man die runtergeladen hat und dann das Smartphone oder Tablet auf die Bilder im Ausstellungskatalog hält, verwandeln sie sich auf dem Bildschirm in dreidimensionale Wesen.

Vogelfiguren stellte Miró besonders gern dar. Nun sind sie zum Überwintern in Deutschland gelandet: Bis zum 28. Januar bleibt die Ausstellung im Max-Ernst-Museum geöffnet, gleich hinter dem Brühler Schloss, das zum Weltkulturerbe zählt. Also gleich zwei Gründe für einen Besuch.