Neuer Blick auf Pierre Bonnard im Orsay-Museum
Paris (dpa) - Der Welt entrückte Menschen in lichtererfüllten Interieurs, eine Badende ohne Beine und Selbstporträts voller Schmerz: Das Pariser Orsay-Museum zeigt seit Dienstag eine Pierre Bonnard-Ausstellung, die die Kunst des Postimpressionisten neu beleuchten will.
„Nach den Werkschauen der vergangenen Jahre wollen wir das Bild des Malers entstauben“, sagte die Kuratorin Isabelle Cahn. Gezeigt werden mehr als 80 Werke aus allen Schaffensphasen. Dabei wird der Blick auf seine eigentümliche und fortschrittliche Bildästhetik gerichtet. Die bis zum 19. Juli dauernde Werkschau ist danach in Madrid und San Francisco zu sehen.
Der Titel „Pierre Bonnard (1867-1947). Peindre l'Arcadie“ (etwa: Das Paradies malen) spielt auf das Jahrzehnte alte Bild des französischen Malers als Vertreter einer spätbürgerlichen Idylle und paradiesischen Harmonie an. Mit Werken, in denen sich die Motive in den Mustern der Tapeten und Tischdecken auflösen, die traditionelle Perspektive durch Flächenstil und ungewöhnliche Blickwinkel abgelöst wird, will das Orsay-Museum Bonnard von den alten Klischees befreien. Die Grenzen der Abstraktion hat Bonnard jedoch nie überschritten.
Die Neubewertung Bonnards ist so ganz neu nicht. Bereits die Ausstellungen 2012 in der Fondation Beyeler bei Basel und 2010 in Wuppertal im Von-der-Heydt-Museum thematisierten seine Fortschrittlichkeit. Dennoch kann die Pariser Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fundación MAPFRE in Madrid und dem Fine Arts Museum of San Francisco entstanden ist, auftrumpfen: mit einer intelligenten und qualitativ hochwertigen Auswahl an Werken.