Peter Schäfer wird Direktor des Jüdischen Museums Berlin

Berlin (dpa) - Wechsel an der Spitze des Jüdischen Museums in Berlin: Der renommierte Judaist Peter Schäfer (70) folgt am 1. September auf Gründungsdirektor W. Michael Blumenthal (88).

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Unter Blumenthal entwickelte sich das von Daniel Libeskind entworfene Haus zu einem der größten jüdischen Museen Europas. Es hat jährlich 700 000 Besucher. Schäfer war zuletzt Direktor des Studienprogramms Judaistik an der amerikanischen Universität Princeton, wo auch Blumenthal seine Heimat hat.

Mit dem Abschied von Blumenthal, der einst als Jude vor den Nationalsozialisten fliehen musste und eine bewegte Biografie hat, endet für das Museum nach 17 Jahren eine Ära. Bei den Mitarbeitern seien Tränen geflossen, hieß es am Donnerstag.

Der Gründungsdirektor brauchte die Packung Taschentücher, die er in den Händen hielt, nicht. „Es ist kein trauriges, sondern ein freudiges Ereignis“, sagte Blumenthal. Er hatte demnach mit dem Aufhören gewartet, bis der bestmögliche Nachfolger gefunden wurde. Schäfer sei in vielen Gebieten viel qualifizierter als er selbst. Blumenthal will ihn beim Übergang beraten.

Der Neubau des Jüdischen Museums in Kreuzberg, der in seiner Form an einen zerbrochenen Davidstern erinnert, wurde 1999 fertiggestellt. Die Dauerausstellung zu zwei Jahrtausenden deutsch-jüdischer Geschichte öffnete 2001.

Ihre Neugestaltung wird eines der Projekte von Schäfer. Für den Leibniz-Preisträger, der eine glänzende Karriere als Wissenschaftler hinter sich hat, ist die Arbeit als Museumsdirektor etwas Neues. Was er in den kommenden fünf Jahren mit dem vom Bund geförderten Haus plant, ist noch offen. Auf jeden Fall sollen die Ausstellungen weiter ein breites Publikum ansprechen und „keine elitäre Geschichte für Judaisten“ sein, wie Schäfer sagt. Sein Forschungsgebiete sind die Antike und die frühe Neuzeit. Aber durch die Lehre habe er ein breiteres Feld gehabt, erzählte Schäfer.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) dankte Blumenthal für seine „beispiellose Arbeit und Leistung“. Sie hob hervor, mit Schäfer sei es gelungen, „einen international wirkenden und renommierten Experten“ zu gewinnen. Sie sei sicher, dass er das Werk Blumenthal engagiert fortführen, an die bisherigen Erfolge anknüpfen und eigene Akzente setzen werde.

Blumenthal wurde zu seinem Abschied auch zu seiner Haltung zu Deutschland gefragt. Wie der Historiker Fritz Stern habe er fünf Deutschlands kennengelernt, sagte der einstige Emigrant. Heute imponiere ihm das Land. Berlin sei neben Princeton sein Heimatsplatz geworden.