Es wurde mit Spannung in der Ballettwelt erwartet, das Wiener „Dornröschen“ an der dortigen Staatsoper. Denn bei einem fast 80 Werke umfassenden Opus ist es Martin Schläpfers zweites Handlungsballett – nach seinem Düsseldorfer „Schwanensee“ (2018). Mit der Neufassung des beliebten Ballettmärchens verband sich vermutlich auch die Hoffnung, kritische, konservative Stimmen zu besänftigen. Denn auch in Wien polarisiert Schläpfer, wie zuletzt in seiner Ära als Direktor und Chefchoreograf des Ballett am Rhein (2009-2020). Insgesamt aber hat der Schweizer sich an der Donau in den ersten beiden Wiener Spielzeiten mit Werken wie „4“, „In Sonne verwandelt“ oder zuletzt „Jahreszeiten“ viel Respekt erarbeitet: Die Kritikerumfrage der Zeitschrift „tanz“ kürte das Wiener Staatsballett jüngst zu einem von vier „Glanzlichtern der Saison“. Ausgerechnet an „Dornröschen“, nach eigener Aussage Schläpfers ein Herzensanliegen, hat der Schweizer sich verhoben. Dem Klassiker vermag der Starchoreograf kein starkes, eigenes Profil zu verleihen.
Kritik Böse Fee bittet um Verzeihung
WIEN · Die Neufassung des Chefchoreografen mit seinem Wiener Staatsballett überzeugt tänzerisch, aber nicht konzeptionell.
28.10.2022
, 16:47 Uhr