Kommentar Kirchenaustritte allein helfen nicht weiter

Meinung | Wuppertal · Kirchenaustritte sind die Reaktionen Einzelner auf die Missbrauchsskandale. Doch die Gesellschaft muss auch in anderer Weise reagieren. Ein Kommentar.

Peter Kurz

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Im vergangenen Jahr sind in NRW mit mehr als 155 000 Menschen so viele wie nie aus der Kirche ausgetreten. Dabei ist das nur die Zahl derer, die es „geschafft“ haben. Angesichts immer neuer Enthüllungen in Sachen Missbrauch läge die Zahl noch viel höher, wenn der Kirchenaustritt nicht so kompliziert wäre: Auf die online zu vereinbarenden Termine beim Amtsgericht muss man oft monatelang warten. Kein Sportverein, in den man freiwillig eintritt, hält einen so hartnäckig an der Mitgliedschaft fest wie die Organisation, in die die meisten Menschen gar nicht durch einen eigenen Willensakt eingetreten sind. Sondern weil ihre Eltern das für sie bestimmten. Und wirksam ist der Austritt nur, wenn er gegenüber dem Gericht erklärt wird. Bei einem persönlichen Besuch. Gegen 30 Euro Gebühr.