Kommentar Wie Norbert Walter-Borjans Olaf Scholz möglich gemacht hat

Meinung | Wuppertal · Norbert Walter-Borjans hat großen Anteil am Erfolg der SPD. Doch es wird sich zeigen, ob sein Wirken nachhaltig ist. Ein Kommentar.

Mitten in den Koalitionsverhandlungen hat SPD-Chef Norbert Walter-Borjans seinen Rückzug von der Parteispitze angekündigt.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Als Norbert Walter-Borjans 2019 die Spitze der SPD übernahm, galt er vielen als Figur von gestern, noch dazu als instrumentalisierte Marionette der linken Jusos mit deren Führungsfigur Kevin Kühnert. Als einer, der die ohnehin aus dem Takt gestolperte Partei auf Pfade zu führen droht, die an den Abgrund führen. Schon damals hat man den ehemaligen nordrhein-westfälischen Finanzminister unterschätzt: Der hatte nämlich genau jene Fähigkeiten, die die chronisch zerstrittene SPD seinerzeit brauchte: Walter-Borjans trat als Mittler zwischen den Partei-Flügeln auf, kam sowohl bei Linken an wie er auch im Parteizentrum ernst genommen wurde – noch ganz anders als die Co-Vorsitzende Saskia Esken. Und schuf so die Voraussetzung, sich selbst und alle anderen von dem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz überzeugen zu können, der die SPD auf ziemlich wundersame Weise zur stärksten Kraft in Deutschland gemacht hat. Norbert Walter-Borjans hat daran großen Anteil. Ob es ihm seine Partei dereinst danken wird, wird auch daran liegen, wie diese Geschichte jetzt weitergeht.