Mönchengladbach Rathaus-Neubau kostet 161 Millionen

Gutachter haben eine Wirtschaftlichkeitsrechnung gemacht und sprechen sich für einen Neubau in Rheydt aus. CDU und SPD signalisieren bereits Zustimmung.

Der Ausschnitt aus der Zeichnung der städtischen Planer gibt einen ersten Eindruck, wie das neue Rathaus mit dem denkmalgeschützten Teil von seiner Größe her aussehen kann.

Foto: Stadt MG

Die Ratsmehrheit aus CDU und SPD hat sich festgelegt. Kaum sind die Eckdaten für einen Rathaus-Neubau in Rheydt öffentlich, gibt es klare Aussagen. „Alle Fakten liegen auf dem Tisch. Sie bestätigen die bisherigen Vermutungen von Experten, dass ein Rathaus-Neubau angesichts des hohen Investitionsstaus bei den derzeitigen Verwaltungsstandorten wirtschaftlich sinnvoll ist“, sagt CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch. Und sein SPD-Pendant Felix Heinrichs äußert sich überschwänglich: „Endlich kann es losgehen! Wir schaffen eine moderne Verwaltung in Rheydt!“ Er erinnert daran, dass die Sozialdemokraten einen innerstädtischen Standort statt einen auf der grünen Wiese bevorzugt haben. Was steckt hinter diesen Berechnungen? Was bleibt und was kommt weg? Und wie schnell wird alles verwirklicht?

Rathaus Rheydt

Der historische Teil mit der Bezirkskommandantur und dem alten Rathaus bleibt – er steht unter Denkmalschutz. Architekten werden hier vermutlich entkernen und unter Einhaltung des Denkmalschutzes sorgsam sanieren. Große Teile des Rheydter Rathauses sind in einem schlechten baulichen Zustand. Das Karstadt-Gebäude bleibt auch: Es ist im Besitz der EWMG. Ein Neubau entsteht dort, wo jetzt die Stadtsparkasse ist.

Verwaltungs-Standorte

Das ist ein Grundproblem der Stadtverwaltung: Sie ist auf 26 Standorte verteilt. 18 wurden jetzt untersucht, neun gehören der Stadt oder einer Stadttochter, neun sind angemietet. Es gibt einen großen Investitionsstau. Berechnungen eines Beratungsunternehmens, das von der Gemeindeprüfungsanstalt NRW beauftragt wurde, ergaben, dass es 83 Millionen Euro bedarf, um ihn zu beseitigen. Dazu kommt, dass es viele unproduktive Flächen gibt: Rechnet man die Nettogrundfläche der Verwaltungshäuser auf die Arbeitsplätze um, ergeben sich 43 Quadratmeter Nettogrundfläche je Arbeitsplatz. Das ist ein sehr ungünstiger, unökonomischer Wert. Einige Verwaltungsstandorte (etwa Gebäude Oberstadt an der Aachener Straße) sind strategisch für die Stadt sehr interessant: Im Zusammenhang mit der Bebauung des Maria-Hilf-Geländes werden Stadt und EWMG andere Grundstücke einbeziehen, und an der Aachener Straße sind zahlreiche Flächen im Stadtbesitz. Ebenso wichtig: Alle Verwaltungsstandorte sind nicht barrierefrei.

Neue Strukturen

Das Thema Digitalisierung wird in öffentlichen Verwaltungen eine große Rolle spielen. Die Stadt strebt einen Digitalisierungsgrad von 80 Prozent an. Das Zauberwort heißt „Digitale Transformation“: Der Bürger soll 24 Stunden lang auf elektronischem Wege möglichst viele Servicedienstleistungen erledigen können. In einer auf 26 Standorten verteilten Verwaltung ist das kaum möglich. Künftig braucht nicht jeder Mitarbeiter seinen eigenen Arbeitsplatz – man kann ihn sich auch mit einem Kollegen teilen, weil nicht jeder Mitarbeiter jeden Tag in der Verwaltung sein wird. Attraktive Arbeitsplätze und eine Betriebskita muss es geben, damit die Stadt trotz Fachkräftemangel als Arbeitgeber interessant bleibt. Außerdem halten solche Faktoren die Fehlzeitenquote wegen Krankheit gering.

Kosten

Die Gutachter machen eine Rechnung auf, die sehr differenziert und für einen Außenstehenden kompliziert ist. Sie gehen von einer Bruttogeschossfläche von 55 000 Quadratmetern und Kosten von 2300 Euro je Quadratmeter aus. Daraus ergeben sich Baukosten von 126,5 Millionen Euro. Dazu kommen Ausgaben für Grundstückserschließung, Außenanlagen und Baunebenkosten. „Bei Berücksichtigung dieser Kosten belaufen sich die Herstellungskosten auf knapp 161 Millionen Euro“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Bau- und Planungsausschuss. Die Gutachter haben auch die erforderliche Wirtschaftlichkeitsrechnung gemacht und kommen zu einem Ergebnis pro Rathaus-Neubau. Dabei haben sie die Kosten für die untersuchten Standorte bis 2044 zugrunde gelegt.