Übergabe 57 Kartons voll mit Tanzgeschichte
Köln. · BB Promotion übergibt seine umfangreiche Tanzsammlung dem Deutschen Tanzarchiv im Kölner Mediapark.
Die 57 Umzugskartons sind auf den ersten Blick eher unscheinbar, aber ihr Inhalt hat es wirklich in sich. Sie enthalten die umfangreiche Tanzsammlung von BB Promotion, ein Unternehmen das unter anderem seit 32. Jahren das Kölner Sommerfestival in der Philharmonie veranstaltet. Viele international bekannte Tanzcompagnien hat BB im Laufe der Jahre nach Köln und in andere deutsche Städte geholt. Dazu zählen das Alvin Ailey Dance Theater genauso wie Les Ballets Trockadero de Monte Carlo, Ballet Revolución und das Béjart Ballet Lausanne sowie die Flamenco-Legende Teatro Español de Ballet Rafael Aguilar.
Von den Gastspielen wurden unzählige Fotos und Dias sowie Presseausschnitte, Videodokumente und Programmhefte gesammelt, die nun gut geordnet an das Deutsche Tanzarchiv im Kölner Mediapark übergeben worden sind. Zur Übergabe an den stellvertretenden Leiter des Tanzarchivs, Thomas Thorausch, war einer der besten Tänzer der Welt ins größte Tanzarchiv Europas gekommen.
Mit 15 war Richardson bei
der Sommerakademie in Köln
Desmond Richardson gastierte in der vergangenen Woche mit dem von ihm mit Dwight Rhoden gegründeten Complexions Contemporary Ballet und der Show „Star Dust – from Bach to Bowie“ im Rahmen des Sommerfestivals in der Kölner Philharmonie. Es ist das erste deutsche Gastspiel von der angesagtesten US-Dancecompany – die Verhandlung über einen weiteren Besuch im kommenden Jahr laufen bereits.
„Ich war Anfang der 80er mit 15 Jahren für drei Monate bei der Sommerakademie des renommierten Tanzhauses Köln am Rhein. Das war die erste europäische Stadt, die ich besucht habe. Hier ist meine Karriere in Europa an den Start gegangen. Ich freue mich jetzt, nach all den Jahren wieder in Köln zu sein“, sagt der New Yorker. In der BB-Sammlung entdeckt er auch ein Bild aus dem Jahr 1992, als er als Starsolist mit Alvin Ailey zu Gast in der Kölner Philharmonie war.
Richardson war der erste afroamerikanische Tänzer, der beim American Ballet Theatre als Erster Solist verpflichtet worden ist. Die New York Times lobte ihn als großen Tanzvirtuosen seiner Zeit. Richardson tanzte für Alvin Ailey genauso wie für die Tanzlegende Bob Fosse beim Broadway-Musical „After Midnight“. Im Frankfurter Ballett von William Forsythe war er genauso Ensemblemitglied wie beim Royal Swedish Opera Ballet. Mit 17 wurde er zum Stammtänzer bei der Popikone Michael Jackson. Auch für Stars wie Madonna, Prince, Elton John und Aretha Franklin stand Richardson als Tänzer auf der Bühne.
Seit mehr als drei Jahrzehnten gibt es das Sommerfestival
Das Sommerfestival in Köln selbst ist seit 32 Jahren der Dreh- und Angelpunkt von BB Promotion präsentierter Tanzgastspiele. Ende der 80er entstand die erste öffentlich-private Partnerschaft mit der Philharmonie. Diese hat viele internationale Einladungen ermöglicht. Dazu zählen Hubbart Street Dance Chicago, die Paul Taylor Dance Company, die Rambert Dance Company, die Sydney Dance Company oder das Bahia Ballet. Erfolge waren auch die Stepp Dance Company Tap Dogs und das Rhythmusspektakel Stomp, einem der Stammgäste in Köln.
Ganz maßgeblich für den Willen, das Genre Tanz ganz im Sinne von Alvin Ailey aus seiner Nische zu holen und einem großen Publikum zugänglich zu machen, war der Impresario von BB Promotion, der 2011 verstorbene Michael Brenner. Mitte der 80er Jahre begegnete er dem Tanzimpresario Paul Szilard, der als internationaler Repräsentant das Alvin Ailey Dance Theater engagiert war. Er unterstützte Brenner bei seiner Idee, hochkarätige Tanzproduktionen in Deutschland zu veranstalten. Ende der 80er folgten die ersten Gastspiele vom Ballettikonen wie Rudolf Nurejew und Mikhail Baryshinkov. Diese Geschichte wird in der Tanzsammlung von BB eindrucksvoll zusammengefasst, die durch die Übergabe an das Tanzarchiv nun öffentlich zugänglich wird.
Gegründet wurde das Archiv, das heute gemeinsam mit dem Tanzmuseum seinen Sitz im Mediapark 7 hat, 1948 von dem Tänzer und Pädagogen Kurt Peters. Getragen wird es von der SK Stiftung Kultur und der Stadt Köln.