Infektionsgeschehen Corona-Inzidenz in Köln steigt stark - liegt es am Karneval?

Köln · Die Corona-Infektionen gehen in Köln und Umland nach oben. Ob Karneval die Zahlen treibt? Es gibt bereits einen Appell der Kommunalpolitik.

In Köln waren Karnevalspartys erlaubt. Jetzt steigen die Zahlen. Gibt es einen Zusammenhang?

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Gut eine Woche nach dem Karnevalswochenende schnellen die Corona-Neuinfektionen in der Hochburg Köln nach oben. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens erreichte am Montag nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) den Wert von 2332,7. Damit liegt die Zahl der neuen Corona-Infektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner in der Domstadt mehr als doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt. Köln hatte damit am Montag zugleich den bundesweit neunthöchsten Wert.

Die stark gestiegenen Corona-Infektionen in Köln lassen nach Einschätzung des NRW-Gesundheitsministeriums einen Zusammenhang mit dem Karneval vermuten. Das sagte eine Sprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Sicher belegbar sei das jedoch nicht. Nachdem seit Anfang und Mitte Februar in Nordrhein-Westfalen ein Abwärtstrend bei den Neuinfektionen zu beobachten gewesen war, stiegen die Fallzahlen seit Ende der vergangenen Woche inzwischen wieder.

Aktuell betreffe dies vor allen Dingen die jüngeren bis mittleren Altersgruppen der 20 bis 29-Jährigen, erklärte das Ministerium. Im Vergleich zu anderen nordrhein-westfälischen Großstädten sei diese Entwicklung insbesondere in Köln - aber auch Düsseldorf - zu beobachten. Nach jüngsten Daten des Landeszentrums Gesundheit (LZG) beträgt die Inzidenz bei den 20- bis 29-Jährigen in Köln 5024,3.

Am Freitag hatte die Stadt erklärt, der ausgeprägte Anstieg in der Altersklasse könne „ein Anzeichen für Ansteckung im Zusammenhang mit Karneval sein“. Sicher beurteilbar sei der Zusammenhang aber nicht, da die Kontaktnachverfolgung inzwischen erheblich zurückgefahren sei. Zudem habe es ein erhöhtes Maß an Bürgertests gegeben. Eine aktuelle Einschätzung zu dem starken Anstieg stand am Montag zunächst aus.

In Köln galt für den Straßenkarneval im öffentlichen Raum die Regel 2G-plus. Genesene oder zweifach Geimpfte brauchten einen aktuellen negativen Test oder eine dritte Impfung (Booster). Masken waren nicht vorgeschrieben. In Kneipen mussten auch Geboosterte einen Test haben. Köln hatte diese Regelung für das gesamte Stadtgebiet erlassen.

In Düsseldorf galt sie an Karneval in großen Teilen der Altstadt. Die vom RKI ausgewiesene Inzidenz lag in Düsseldorf am Montag mit 1072,3 weniger als halb so hoch als in Köln. Die Landeshauptstadt will sich am Mittwoch zu einem möglichen Karnevalseffekt bei den Zahlen äußern.

In der Woche nach Karneval ist auch die Sieben-Tages-Inzidenz im Rhein-Erft-Kreis deutlich angestiegen: Allein am Donnerstag seien dem Gesundheitsamt 2250 neue Fälle gemeldet worden, was einen neuen Tageshöchstwert in der gesamten Pandemie bedeute, erklärte eine Sprecherin. Wegen der hohen Zahl komme es zu Rückständen bei den Meldungen ans RKI. Rechne man diese ein, betrage die aktuelle Sieben-Tages-Inzidenz knapp 2000 statt 1467,4, die das RKI am Montag für den Kreis auswies. In der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre betrage sie knapp 4000. Das deute auf einen gewissen Karnevalseffekt hin.

Landesweit stieg die Corona-Inzidenz in NRW am Montag laut RKI auf 1132,7 nach 1086,9 am Sonntag und 1076,5 am Montag vor einer Woche. Der Sieben-Tage-R-Wert in Nordrhein-Westfalen liege bei 1,05, wie ein Sprecher des LZG am Montag auf Anfrage sagte. Der Wert gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter rechnerisch ansteckt. Aktuell heißt das, dass 100 Infizierte rechnerisch 105 Menschen anstecken. Bleibt der Wert für längere Zeit unter 1, flaut die Pandemie ab.

Gleichzeitig nahm die Zahl der Fälle, bei denen Corona-Patienten ins Krankenhaus kamen, etwas ab. Bei der Hospitalisierungsinzidenz nannte das LZG am Montag den Wert 5,84 (Vortag: 5,99). Diese Kennziffer zeigt an, wie viele Menschen pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner mit einer nachgewiesenen Corona-Infektion binnen sieben Tagen in NRW ins Krankenhaus kamen. Die Krankenhäuser und die Landesregierung hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass viele Patienten mit, aber nicht wegen Corona zur Behandlung kommen. In den Kliniken von NRW werden 436 Covid-Patienten auf Intensivstationen behandelt.

(dpa)