„Gefängnisse sind überfüllt“ Düsseldorfer fordern: Haft fürs Schwarzfahren abschaffen

Düsseldorf · Wegen zweifachen Schwarzfahrens hat eine Düsseldorferin vier Monate Haft hinter sich. Der Fall entfacht die Debatte um das Thema neu.

 Ein denkwürdiges Gespräch mit Gisa M., Zanda Martens (SPD) und Pater Wolfgang Siefert (v.l.)

Ein denkwürdiges Gespräch mit Gisa M., Zanda Martens (SPD) und Pater Wolfgang Siefert (v.l.)

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Äußerlich merkt man Gisa M. die vier Monate Haft kaum an: Wegen zweifachen Schwarzfahrens hatte sie eine Ersatzhaftstrafe von sechs Monaten erhalten – weil sie das Geld nicht hatte, um die Strafe zu zahlen. So wie ihr geht es vielen Menschen. „Die Gefängnisse sind überfüllt“, sagt Pater Wolfgang Sieffert, der lange Jahre als Gefängnis-Seelsorger arbeitete. Rund 100 000 Menschen kämen in Deutschland jährlich neu in Haft – die Hälfte davon mit kurzen Freiheitsstrafen, weil sie Geldstrafen nicht bezahlt haben. „Ein Viertel davon sind dort, weil sie ohne Ticket den ÖPNV genutzt haben“, führte Sieffert weiter aus. „Mit dieser Form der Ersatzhaftstrafen wird Armut bestraft“, sagt Hubert Ostendorf, Geschäftsführer der Obdachlosenorganisation Fiftyfifty.