Kriminalität und Sicherheit Die Vergangenheit bewältigen

Düsseldorf · Tanja wurde in ihrer Familie sexuell missbraucht, auch von ihrer Mutter. Sie braucht Jahre, um das Verbrechen zu erkennen. Bis heute fühlt sie sich verfolgt von der Vergangenheit. Doch nun tritt die Düsseldorferin ihr entgegen.

Der Missbrauch eines Kindes durch eine Frau ist noch wenig erforscht und ein großes Tabu.

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Wenn Tanja das Haus verlässt, dann kleben ihre Augen an den Nummernschildern der Autos, die an der Straße parken. Sie scannt die Stadt, die Buchstaben und Ziffern, die vielleicht etwas über den Namen und den Geburtstag des Besitzers verraten. Sie versucht, sich nicht verrückt zu machen, sagt Tanja, die eigentlich anders heißt. Aber das Hingucken, das habe sich eingebrannt. Bis heute fühlt sie sich verfolgt von ihrer eigenen Mutter. Es hat Zeiten gegeben, da habe ihre Mutter ihr nachgestellt, vor ihrem Haus gelauert, ihr Briefe geschickt, auf die sie Blümchen-Sticker geklebt hat, als wäre nie etwas gewesen. Das hat aufgehört. Doch es sind die Erinnerungen, die die 45-Jährige nicht loslassen. Als Kleinkind hat Tanja in ihrer Adoptivfamilie Gewalt und sexuellen Missbrauch erlebt – hauptsächlich durch ihre Mutter.