Stadtentwicklungssalon Flächenentwicklung: Aus wenig Raum viel gestalten

Utopiastadt · Der Stadtentwicklungssalon fand digital statt.

Utopiastadt ist ein Beispiel, wie flächenentwicklung aussehen kann. Archivfoto: Andreas Fischer

Foto: Fischer, Andreas

Was vielen nützen soll, braucht Ideen, Geld und Muskelkraft – doch oft braucht es auch eine Grundlage im Wortsinn: Grund und Boden. Wie kann es gemeinwohlorientierten Projekten gelingen, sich nötigen Raum zu sichern? Dieser Frage widmete sich ein Podium von Utopiastadt mit dem Titel „Werkzeuge einer aktiven Bodenpolitik und Kooperationserfahrungen“. In der von Sascha Gajewski moderierten Online-Veranstaltung ging es um Konzepte und praktische Erfahrungen. 

Gemeinwohlorientierte Flächenentwicklung ist 2021 das große Thema des „Stadtentwicklungssalons“. Utopiastadt war damals nicht nur Organisator, sondern stand inhaltlich im Mittelpunkt: Der gleichnamige Campus rund um den Mirker Bahnhof taugte als Beispiel dafür, wie ein Areal für die Gemeinschaft gewonnen werden konnte.

Ricarda Pätzold vom Deutschen Institut für Urbanistik als erste Referentin stand dabei für einen systematischen Ansatz. Ihr Thema „Werkzeuge einer aktiven Bodenpolitik“ präsentierte sie im gegliederten Stil eines populärwissenschaftlichen Vortrags. Ungünstig sei zunächst vielerorts die Ausgangslage: Städte hätten demnach angefangen, viel Fläche zu verkaufen. Devise sein müsse demnach: „Einen Umgang mit der Knappheit finden.“ Konsequenz: Es brauche eine starke „Bodenvorratspolitik“. Weitere Instrumente zeigte Pätzold in einer groß angelegten Skizze, die zivile Mittel zeigte, aber auch so streitbare Optionen wie Enteignung und „Deckel“.

Michael Zumpe vertrat das „Haus zum Maulbeerbaum“ im rheinpfälzischen Landau. Ein Gebäude, dessen Zukunft von einer Genossenschaft in die Hand genommen wurde. Das Jahrhunderte alte Haus stand zwischenzeitlich vor dem Abriss. Mit dieser Aussicht drohte demnach die Stadt, sollte sich kein Investor finden. Die Genossenschaft mit Zumpe als Vorsitzendem grätschte dazwischen – offenbar erfolgreich, denn heute konnte er vermelden: Der Umbau läuft.

Praxisfall zwei kam aus Münster: Tobias Stroppel ist Geschäftsführer des Vereins „B-Side Kultur“, der vor allem im dortigen Hansaviertel Konzerte oder auch Workshops veranstaltet. Durchaus in hip-trendiger Anmutung, wie mitgebrachte Fotos dokumentierten – aber auch hier mit dem klaren Prinzip: nicht-kommerziell. Stroppel: „Für uns war immer unglaublich wichtig, dass wir das Grundstück der Renditeverwertung entziehen wollten.“ 

Viel Kampf auch hier: Offenbar war es nicht einfach, das Areal für die gemeinwohlorientierte Nutzung zu sichern. Gegen kommerzielle Pläne, berichtete der Vereinschef, regte sich dann aber viel Widerstand, und zwar konstruktiver. Heute gibt die Stadt zwar keine finanzielle Unterstützung mehr, aber ein anderes Modell kam zum Zug: Ein Nutzungsüberlassungsvertrag bietet in Münster die Basis, um besagten Grund und Boden kreativ und für breite Kreise mit Leben zu füllen.

Wie klappt er nun, der Gewinn von Fläche fürs Gemeinwohl? Michael Zumpe gab zu Protokoll, dass in Landau die Haltung der lokalen Politik den Ausschlag gab. Ricarda Pätzold blieb bei ihrem eingangs vorgestellten Arsenal an Werkzeugen – wer anderswo auf Suche nach nutzbaren Arealen ist, fand da womöglich konkretere Anhaltspunkte. Andererseits: Überzeugend wirken – das wohl war es, was die Geschichten aus Lan-
dau wie auch Münster als guten Weg zum Erfolg vermittelten.