Gabriele Münter: Mehr als die Frau von Wassily Kandinsky

Köln (dpa) - Gabriele Münter lebte nach dem Krieg in ärmlichen Verhältnissen in Murnau bei Garmisch-Partenkirchen. Sie konnte kaum den Bäcker und den Friseur bezahlen - dabei lagerten bei ihr im Keller hinter Marmeladengläsern 80 Gemälde ihres Ex-Freundes Wassily Kandinsky.

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1957 schenkte sie die Werke von heute unschätzbarem Wert der Stadt München, wo sie im Lenbachhaus zu sehen sind. Diese Geschichte ist an sich schon spektakulär, doch jetzt zeigt eine Ausstellung im Museum Ludwig, dass Gabriele Münter auch als eigenständige Künstlerin von Rang gesehen werden muss.

Die große Schau mit mehr als 100 Gemälden, die zuvor im Lenbachhaus in München zu sehen war, macht vor allem deutlich, wie experimentierfreudig Münter war. Die meisten Werke sind in einem expressionistischen Stil gehalten, aber in den 1920er Jahren wandte sie sich kurzzeitig auch der Neuen Sachlichkeit zu. In den 1930er Jahren passte sie sich bis zu einem gewissen Grad an die NS-Machthaber an: Zwei Bagger-Bilder von ihr hingen in der Ausstellung „Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst“, bei deren Eröffnung Münter anwesend war.

Die gebürtige Berlinerin war eine höchst produktive Künstlerin, die Tausende Bilder malte, viel verkaufte und schon zu Lebzeiten in Skandinavien eigene Ausstellungen hatte. Durch die Verbindung zu Kandinsky wurde sie später aber vor allem als „die Frau von...“ wahrgenommen. Die Ausstellung zeigt viele interessante Verbindungen auf. So fotografierte sie in Amerika in den Jahren 1899 und 1900 - fast noch zur Zeit des Wilden Westens - einfache Präriehütten, die in der weiten Fläche fast abstrakt aussehen. Solche Häuser tauchen dann später in ihren bayerischen Landschaftsbildern wieder auf.