Ampeln geht das Licht aus
Es drohen altersbedingte Totalausfälle. Zur Modernisierung wären 27 Millionen Euro nötig.
Krefeld. „Die Stadt leistet hier einen Offenbarungseid“. Das stellt SPD-Sprecher Hans Butzen zum Thema Ampel-Misere im Bauausschuss krass fest. Rund 27 Millionen Euro wären nötig, um die sogenannten Lichtsignalanlagen (LSA) auf einen modernen Stand zu bringen. Hartmut Könner, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und für die Ampeln verantwortlich, wollte nicht ausschließen, dass es in naher Zukunft zu Ausfällen kommt, die technisch dann nicht mehr zu kompensieren sind.
Von den 238 Anlagen in Krefeld sind 128 älter als 20 Jahre. Zehn davon sind fast ein halbes Jahrhundert alt, und nur vier davon werden 2011/12 erneuert. Teilweise gibt es für die Ampeln schon lange keine Ersatzteile mehr.
An 75 Kreuzungen, so hob Könner hervor, drohen altersbedingte Totalausfälle. Signalbaufirmen liefern dafür seit Jahren keine Ersatzteile mehr. Könner: „Das heißt, diese Geräte werden von den sechs städtischen Elektromonteuren nur Dank besonderem Engagement und aufwendiger Eigenreparaturen betriebsfähig gehalten.“
Die Einzelteilbeschaffung durch das „Ausschlachten“ von alten, demontierten Geräten ist praktisch am Ende. Zudem hätten sich die Kosten für Steuergeräte seit 2001 um rund 20 Prozent erhöht.
Bereits 1990 wurde ein Leitantrag zur Förderung beim Landschaftsverband vorgelegt. Er umfasste in der Endfassung neun Baustufen, in denen 105 Anlagen erneuert werden sollten. Für die einzelnen Stufen waren jeweils zwei Jahre vorgesehen.
Aber da dafür von der Politik zuwenig Mittel bereitgestellt wurden, befindet sich das Programm derzeit gerade einmal in Baustufe drei. Statt der 105 LSA werden bis 2012 lediglich 60 Anlagen erneuert sein. In den letzten fünf Jahren wurden 39 Ampeln auf modernen Stand gebracht, das entspricht 16 Prozent.
Für die vierte Baustufe (2014-2016) wurde ein Förderantrag eingereicht, der die Beschleunigung für die Busse und Straßenbahnen der SWK beinhaltet. Sie umfasst neun Ampelanlagen, die teilweise schon über 40 Jahre alt sind. Allerdings werden Fördergelder des Landes erst fließen, wenn der dritte Abschnitt abgeschlossen ist.
Eine andere Voraussetzung ist, dass die erforderlichen städtischen Mittel dafür bereitgestellt werden. Die Gesamtkosten für die Stufen vier bis neun berechnet Könner bei moderner Ausstattung für Radfahrer und Barrierefreiheit auf rund 27 Millionen Euro. Bei einer minimalen technischen Bestückung bleiben immer noch über elf Millionen Euro.
Akuten Erneuerungsbedarf sieht der Fachbereich Tiefbau an neun Kreuzungsbereichen und beim Zentralrechner. Dafür wären Mittel in Höhe von 4,1 Millionen Euro nötig. 270 000 Euro pro Jahr sind für Störungsbehebung, Ersatzteile und Wartung notwendig. Der erst 20 Jahre alte Zentralrechner braucht ebenfalls eine Runderneuerung, die rund eine Million kosten würde.
Prägnant sind nach Könner auch die personellen Probleme. 1978 waren für die damals 158 Ampeln sechs Monteure zuständig. Trotz eines Anstiegs um über 50 Prozent auf 238 blieb es bei der Personaldecke von sechs Kräften. Drei davon stehen außerhalb der normalen Dienstzeit für Störungsbeseitigung im Bereitschaftsdienst. Könner: „Die Kapazitätsgrenze für Wartung und Störungsbeseitigung ist erreicht.“ Statt einer externen Auslagerung von Wartungsarbeiten „könne kostengünstiger auch die Einstellung eines weiteren Elektromonteurs“ in Betracht gezogen werden.