Fotos Ehemalige Moltke-Schüler besuchen Stiftung in Äthiopien
Ein wesentlicher Bestandteil der Stiftungsarbeit vor Ort ist der Bau von Brunnen. ?Wasser ist dort ein großes Thema. Es ist das, was am meisten fehlt?, beschreibt Laura. Das Gefühl, als sie nach langer Fahrt endlich an einem der rund 2500 Brunnen ankamen, können die beiden kaum beschreiben. Das Wissen, dass viele Dörfer einfach nichts in erreichbarer Nähe hatten, berührt sie immer noch. Das vermeintlich unberührte Land ist sehr kahl. ?Die Bevölkerung braucht das Holz?, erklärt Nikolai das Landschaftsbild. Aufforstungsarbeit gehört ebenfalls zum Hilfsprojekt: ?Es gibt Gärtnereien, in denen Setzlinge angebaut werden. Diese verteilt man dann im ganzen Land und dadurch entstehen wieder Wälder.?
?Uns wurde so viel gedankt, dabei waren wir nur als repräsentative Spender vor Ort.? Die Erfahrung mit den Menschen vor Ort und deren Herzlichkeit ist eines der wohl prägendsten Erlebnisse für die Beiden. ?Dort ist die Zeit einfach sehr langsam, dass ist beruhigend?, schwärmt Laura. ?Hier ist alles so schnell.? Auch Nikolai ist begeistert: ?Dort teilt man alles was man weiß miteinander.? Er beschreibt den fehlenden Konkurrenzkampf unter den Bauern.
In einer der Schulen durfte Nikolai mit den Kindern Fußball spielen. Ihm ist aufgefallen ? jedoch ist er vorsichtig bei der Behauptung ? ?dass die Menschen in Äthiopien glücklich sind, wenn sie wissen, dass sie den morgigen Tag noch erleben.? Dass sie sich auf eine gewisse Unterstützung verlassen können, scheint zu einem großen Teil des Glückes beizutragen.
An einer der Reisestationen wurden die Besucher in das Haus eines Bauern eingeladen. „Wir kamen uns vor wie im Mittelalter“, erzählt der 18-Jährige. Dieser Bauer hat schon viel Unterstützung von „Menschen für Menschen“ erhalten, daher war sein Haus im Vergleich zu anderen in gutem Zustand. „Er hilft nun auch selbst viel dabei, diese Hilfe weiterzutragen“, freut sich Laura. Für seine Familie war die Unterstützung ein Segen. In dem Haus hatte man sich eine Sitzecke eingebaut und Küche und Schlafraum getrennt. „Ein Fortschritt, trotzdem habe ich mich gefragt wo er seine ganzen Sachen hat?“
Auf ihrer Tour besuchten Laura und Nikolai Zecha zwei Schulen. „Die Schulen sahen gar nicht nach Schule aus“, erzählt Laura, „sondern wirkten eher wie ein Stall.“ Wie jedes andere Haus werden sie aus Eukalyptusbäumen gebaut und mit Kuhdung gestopft. „Dementsprechend riecht es dort“, mussten die Geschwister feststellen. „Das Schlimme ist, dass sich dort Würmer und Flöhe einsetzen und die Kinder krank machen.“ Dennoch sind die Kinder glücklich, dass sie zur Schule gehen können.
Durch den Regen fräsen sich so genannte Gallis in die Landschaft. „Sie sind eines der Hauptprobleme“, so Nikolai. Um die herunterrollenden Steine und Wassermassen aufzuhalten, werden dort mit Draht umschlossene Steindämme gebaut.
Esel, Kühe und Hühner: ?In dem äthiopischen Land laufen sehr viele Nutztiere herum?, erinnert sich Laura. Sie gehören zum Landschaftsbild dazu, wie die Menschen selbst. In Äthiopien lebt man mit dem, was man zum Leben braucht ? ein ?Existenzminimum? nennt Nikolai den Zustand. Dennoch hat es auch ihnen auf ihrer Reise an nichts gefehlt. Nur die spartanischen Toiletten, können sie nach einigem Überlegen dann doch bemängeln.
Am Tag der Rückreise „hatten wir einen wahren Kulturschock“, erinnern sich die ehemaligen Moltke-Schüler. Plötzlich wieder im Hotel, mit allem was man tagelang nicht hatte, fühlen sie sich etwas fehl am Platz. Auch der Internetempfang war wieder vorhanden. Doch hier merken sie schnell, dass ihnen die Dinge auf den Social-Media-Kanälen plötzlich belanglos vorkommen. „Ich dachte bei vielen Dingen: Wen interessiert das jetzt?“, sagt Laura schmunzelnd. Auch nach so wenigen Tagen in einem anderen Land, haben sie sich ein Stück weiterentwickelt. „Das Bewusstsein bleibt.“
Laura schwärmt: „Ein Highlight wurde vom Nächsten abgelöst.“ Sie haben weite Strecken zurückgelegt. Über Stock und über Stein. Die Reifen der PKW waren wohl auch so abgenutzt, dass man jede Unebenheit spüren konnte. Geschlafen haben sie immer im Camp, errichtet aus alten Schiffscontainern. Wenn sie unterwegs waren, gab es vor allem „Injera“ zu essen, ein weiches, gesäuertes Fladenbrot. Es geht im Magen noch auf und wirkt dadurch sehr sättigend. „Es hat die Konsistenz von einem nassen Waschlappen“, lacht Nikolai. Interessant war für die Krefelder auch, dass die Bevölkerung nur mit der rechten Hand isst, während die andere hinter dem Rücken liegt. Vor allem aus Hygienegründen.